Kernel - Escape Or Kill

Review

Kernel… Kernel… da war doch was mit Systemkern und… ja! Behebung von Zugriffskonflikten. Und genau daher haben die Jungs auch ihren Namen, denn wo und wie sie musikalisch so alles zugreifen, das birgt schon ein gewisses Konfliktpotential.

Im Intro ist da ein jemand zu hören, der sich durchs Radiosenderangebot tunt und dabei an so was wie PETER GABRIEL vorbeirudert und dann mit dem ersten eigentlichen Track gleich den Zugriff auf rudimentäres SEPULTURA Geschrammel ausübt.

Dabei klingt das Ganze stark nach aufgewärmten „Bestial Devastation“ Tagen und zündet nicht wirklich der Gänze nach durch. Dieser bedauernswerte Zustand liegt aber auch in der schwachen Produktion begründet, die man auf so manch anderer Demoscheibe schon wesentlich besser gehört hat (an die schlechteren Beispiele sei hier nur ganz am Rande erinnert). Die Drums klingen hohl und streckenweise nach „einfach nicht anwesend“, die Klampfen stumpf und trocken aber auch ebenso drucklos. Das Geriffe wird mit dem italienischsprachigen „Falsi Liberi“ zwar etwas abwechslungsreicher, auch wenn durch die Stimme des Fronters immer ein kleiner Maxe im Ohr kleben bleibt und die Mucke immer noch stark SEPUlastig ist und es sich wohl so anhören muss, wenn man seine Pizza mal auf Energisch bestellen möchte (der Kellner wird jedenfalls mächtig hüpfen!).

Doch immer noch ist ein gewaltiger Deckel vorhanden, unter dem sich die Töne hervorquälen müssen. Später erlaubt man sich einmal den Zugriff auf ONSLAUGHT zu deren „Power from Hell / The Force“ Zeiten, d.h. der HC/Punk Einschlag ist deutlicher zu hören, dann greift man auf einen weithin bekannten Standard namens SLAYER zurück und schielt vor allem beim Intro zu „Escape Of Elf“ (lauf Legolas, lauf!!!) ein bisschen in Richtung morbider Totschläger-Kampfeneinleitungen a la „Dead Skin Mask“ oder „213“. Das strotzt alles leider nicht vor Inspiration und für die songwriterische Finesse der Vorbilder liegt hier ganz klar ne Zugangsbeschränkung vor.
Doch trotz der unüberhörbaren Mängel hat man ja nicht auf belanglose Vertreter des Thrash zugegriffen und schafft es immerhin, der Mucke doch einen recht eigenwilligen Charme einzuhauchen, die vielen italienischen Thash Undergroundlern gemein zu sein scheint.

Wer will, kann hier zugreifen… aber es ist auch nicht verkehrt, der Band noch etwas Zeit zu geben… zur Konfliktlösung.

06.06.2006

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