Kermania - Kehre Heim...

Review

Ursprünglich war KERMANIA ein Projekt, das schnell gearbeitet und in hohem Takt Veröffentlichungen herausgebracht hat. Das Solo-Betätigungsfeld von Weigand, seines Zeichens Alleinunterhalter bei KERMANIA und Live-Bassist bei den War Metallern TRUPPENSTURM, veröffentlichte zwischen 2002 und 2005 ganze fünf Demos. Anno 2006 folgte mit „Ahnenwerk“ das erste und bisher einzige Album in voller Länge. Danach herrschte Ruhe um das nordrhein-westfälische (Pagan-)Black-Metal-Projekt. Keine Alben mehr, keine Demos, keine Splits, keine EPs.

Doch jetzt, acht Jahre nach dem letzten Lebenszeichen, meldet sich Herr Weigand mit seinem zweiten Album zurück: „Kehre heim…“. Und obwohl es bei KERMANIA stilistisch keine wesentlichen Veränderungen zu verbuchen gibt, liegen die Unterschiede zum Erstling auf der Hand. Bestand „Ahnenwerk“ aus nur vier Songs, von denen aber zwei – teils deutlich – die 20-Minuten-Marke überschritten, zeigt sich „Kehre heim…“ zumindest auf formaler Ebene gewöhnlicher: sieben Songs, nur einer davon länger als zehn Minuten.

Doch ansonsten hat „Kehre heim…“ all jene Trademarks, die schon „Ahnenwerk“ zu einem tollen, melodischen, pagan angehauchten Black-Metal-Album gemacht haben: kein billiges Paganistenpathos, sondern aufrichtige und tiefgehende Emotionen. Kein oberflächliches Gedudel, sondern durchdachte und klug (aber zu keiner Sekunde verkopft) arrangierte Musik. So bietet KERMANIA zu jeder Sekunde das Gefühl, es mit einem hundertprozentig durchdachten Album zu tun zu haben. Jeder Ton sitzt dort, wo er hingehört, jede Note ist gewollt. Und dennoch wirkt „Kehre heim…“ nicht wie ein „geplantes“ Album, sondern wie ein „natürlich gewachsenes“ – wie ein Album, zu dem der Kopf hinter KERMANIA innerlich getrieben worden ist.

Auch sonst darf „Kehre heim…“ als legitimer Nachfolger seiner Vorgängers gelten. Der Sound klingt ähnlich wie der auf „Ahnenwerk“, rauscht allerdings weniger. Das sorgt dafür, dass die Details klar herauszuhören sind, aber ohne dass der raue Flair verloren ginge. Stilistisch hat sich sowieso nicht viel geändert: Der Großteil des Albums spielt sich im Midtempo ab, dazu gesellen sich auch auf „Kehre heim…“ gelegentliche Ausflüge ins Akustikland (zum Beispiel in „Der bucklige Knecht“), die der Platte noch zusätzliche emotionale Tiefe verleihen. Der größte Pluspunkt ist aber der emotionale Gesang Weigands, mit dem er alle Gefühlsfacetten der Musik von KERMANIA nicht nur wiedergibt, sondern unterstützt: Angst und Verzweiflung, Melancholie, Wut, Stolz, Erhabenheit. „Kehre heim…“ ist ein emotional absolut vielseitiges, melodisches Black-Metal-Album.

Dennoch gibt es den einen oder anderen Kritikpunkt. So kann trotz des oben genannten Gefühls, jeder Ton würde genau dort sitzen, wo er hin soll, nicht jeder Part überzeugen. Zwischen all den emotional packenden Abschnitten sitzen doch hin und wieder solche, die sich nicht ganz so großartig anfühlen. Größter Kritikpunkt ist aber, dass sich „Kehre heim…“ zum allergrößten Teil im Midtempo bewegt – ein paar Ausflüge in langsamere oder schnellere Gefilde hätten für wesentlich mehr Dynamik gesorgt. Alles in allem ist „Kehre heim…“ aber ein beeindruckendes Album geworden, das jeder Freund von melodischem Black Metal auf dem Zettel haben sollte. Und jeder Fan des Debüts sowieso.

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03.10.2014

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