Kerbenok - O

Review

Es ist mal wieder Zeit für Pagan Metal, allerdings werden sich alle Freunde der in Mode gekommenen, quietschfidelen Kirmespolka die Augen ausheulen, denn damit haben KERBENOK rein gar nichts am Hut. Also kein Humppa-Gejohle, allerdings thematisch auch kein oftmals existenter, schwarzmetallischer Negationscharakter. Das Duo aus Schleswig-Holstein produziert durchweg positive Musik, verpackt in eine manchmal verträumte, dann wieder rasend düstere Soundlandschaft. Attribute, die das einfach mit “O“ betitelte Album konzeptionell aufweise, seien laut Band im Bereich Natur, Bewusstsein, Weisheit, Kreativität und Freiheit anzusiedeln, was auch musikalisch glaubwürdig umgesetzt wurde.

Im Underground sorgten bereits die beiden Demos und die EP aus dem Jahr 2007 “Der Erde Entwachsen“ gewissermaßen für Furore. Mittels ihres ersten vollständigen Werkes, mit einer amtlichen Spielzeit von über einer Stunde, werden die Jungs zweifelsohne wieder ein Lächeln auf jene Gesichter zaubern, die auf unverhüllten, wahren Pagan Metal stehen. Auf “O“ durchlebt der Hörer eine Reise durch einen abgeschlossenen Zyklus der Natur – sämtliche Gesichter derselben werden, zumindest musikalisch, abgedeckt. Verträumte Folkparts erscheinen wie ein lauer Sommerregen, dann das schwarzmetallische Gewitter, getragene Melodien tun ihr Übriges, um wunderbarste Naturvisionen vor dem geistigen Auge zu projizieren.

Dass eine ganze Ansammlung von metaluntypischen Instrumenten in das Soundgewand von KERBENOK eingewoben ist, wäre mir ohne einen Blick auf die beiliegende Promoinformation garantiert entgangen. Nicht dass dahingehend nichts Derartiges zu vernehmen wäre, allerdings sind die Folk-Gerätschaften derart dezent eingewoben, dass man angesichts der leider gewohnten, gnadenlosen Übersteuerung solcher Instrumente bei anderen Bands, der Annahme verfällt, hier sei kein großes Folk-Arsenal zum Einsatz gekommen. Nichtsdestotrotz ist natürlich die Hauptsache, dass das musikalische Gerüst dadurch auf atmosphärischer Basis erhoben wird – und das kann man sicherlich bedenkenlos konstatieren.

So ist nicht nur das gesamte Album eine musikalisch und atmosphärische Einheit, sondern die etwas längeren Stücke erzählen auch ihre eigenen Geschichten, tragen ihre eigenen Spannungsbögen und bauen ihre eigene magische Aura auf. Nochmals besonders aufhorchen lässt die traumhafte, weibliche Stimme von Loretta, die durch ihre wenigen, daher aber umso fruchtbareren Einsätze einmal mehr für ein besonderes Feeling sorgt. Neben der magischen Aura, gewähren KERBENOK auch musikalisch einen weiten Ausblick, beinahe über das gesamte metallische Spektrum hinweg. Demnach kann man etwa keineswegs behaupten, das Riffing bewege sich lediglich im Black Metal-Bereich, viel mehr erhalten auch Thrash-, Death- und Doom-Anleihen Einzug in das Klanggewand der Norddeutschen. Schlussendlich kann ich diese Perle nur an Solche empfehlen, die noch Wert auf Authentizität und Ehrlichkeit im Pagan Metal legen und die sich von dem Modebegriff “Pagan“ nicht bereits abgeschreckt fühlen.

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10.12.2008

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