Kellermensch - Goliath

Review

Galerie mit 16 Bildern: Kellermensch - Evanescence - Berlin

Stolze acht Jahre sind seit dem selbstbetitelten Debüt von KELLERMENSCH, dem Düster-Rock-Phänomen aus dem dänischen Esbjerg vergangen. Bisweilen bestieg das Sextett seitdem noch die ein oder andere Bühne, vorzugsweise die des Stammfestivals in Roskilde, insgesamt machte man sich aber eher rar. Und dann hält der Rezensent plötzlich, als wäre es das natürlichste der Welt, einen Zweitling mit dem Namen „Goliath“ in den Händen.  Zumindest gewichtig klingen tut das schon einmal. Aber wo waren KELLERMENSCH in der Zwischenzeit? Alle Wortwitze gemacht, immer noch keine Ahnung.

„Goliath“ ist catchy, düster und bisweilen auch grob

„Goliath“ hingegen macht Spaß. KELLERMENSCH klingen noch immer ganz ausgezeichnet. Die herrlich organische Produktion, die dem geschätzten Kollegen bereits auf dem Vorgängeralbum positiv ins Ohr fiel, hat sich zur Konstante gemausert. Die Bässe knurren facettenreich und man spürt die Schlagzeug-Felle förmlich vibrieren. Auch den intensiv eingesetzten Streichern merkt man jederzeit an, dass sie nicht der Konserve entstammen.

Apropos Streicher: KELLERMENSCH verfolgen auch 2017 weiterhin ihren ziemlich einzigartigen Stil, der zwischen schweren Noir-Blues-Einschlägen, so wie sie Nergal vermutlich für ME AND THAT MAN vorschwebten, skandinavischem Indie-Pop/Rock im Stile früher MANDO DIAO, ein bisschen KVELERTAK-Black’n’Roll und einem ordentlichen Folk-Einschlag pendelt. Das ist über weite Strecken sehr catchy („Mediocre Man“) und strotzt nur so vor warm-düsterer Atmosphäre, das kann aber bisweilen auch wirklich fies und grob klingen („Moth“). Achtung, man fuzzt und schreit.

KELLERMENSCH bewahren sich den frischen musikalischen Ansatz

Insgesamt bleiben die gesanglichen Ausflüge in den Metal jedoch die Ausnahme. Das ist gut, denn in dieser Dosierung sorgen sie für Dynamik, verstellen aber nicht den Blick auf die eigentliche Stärke von KELLERMENSCH. Diese liegt in so eingängigen wie tiefschürfenden Düster-Rock-Songs, die den Pathos genau so wenig fürchten (müssen) wie die Rotationsliste im Formatradio. In Skandinavien ist in dieser Hinsicht ja eh alles möglich, erzählt man uns Metallern immer.

KELLERMENSCH machen weiter ihr Ding. Das mag beinhalten, dass man als Fan acht Jahre kein neues Studioalbum zu Gehör bekommt. Vor allem bedeutet es aber, sich als Band einen wirklich frischen musikalischen Ansatz zu bewahren und dabei noch gute und bisweilen sogar tanzbare Songs zu schreiben. Keine Einwände. Wenn das dänische „Mediocre Men“ sind, dann sei auf der Hut, musikalisches Europa!

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26.10.2017

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