Keep Of Kalessin - Through Times Of War

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Kollege Patrick hat ja unlängst das aktuelle KEEP OF KALESSIN-Album “Katharsis” in höchsten Tönen gelobt. Da aber die Band im Laufe der Jahre nicht nur ihre Mannschaft stetig verändert, sondern auch am Sound geschraubt hatte, ist es mehr als legitim, die Frühphase einmal genauer unter die Lupe zu nehmen, als KEEP OF KALESSIN ohne wenn und aber für Black Metal standen. NIcht zuletzt, weil viele Fans die ersten Alben den späteren vorziehen.

KEEP OF KALESSIN stehen plötzlich auf der Matte

Womit wir im Jahr 1997 gelandet sind, eher spät als mittendrin. Da steht die norwegische Band KEEP OF KALESSIN mit ihrem Debüt “Through Times Of War” auf der Matte – ziemlich plötzlich, denn auch wenn die Band seit 1993 aktiv war, zunächst als ILDSKJAER, ab 1995 unter ihrem jetzigen Namen, gab es doch erst 1997 das erste Lebenszeichen mit dem Demo “Skygger av sorg”, und das war doch eher als Bewerbung bei Labels gedacht. Das Quartett konnte sich einen Plattendeal bei Avantgarde Music aus Italien sichern, enterte im August dieses Jahres das eher unbekannte Brygga Studio in ihrer Heimatstadt Trondheim und nahm die Songs auf, die auf ihrem Debüt landen sollten. Und das hat es in sich.

Dass die Musiker an ihren Instrumenten äußerst fit sind, hört man. Die Bestätigung gibt es in anderen Konstellationen später: Gitarrist Obsidian C., übrigens heute das einzige verbliebene Originalmitglied, sollte später live bei SATYRICON in die Saiten greifen, Bassist Warach betreibt sein eigenes Projekt ANTARES PREDATOR, wo er an der Lead-Gitarre überzeugt, und Drummer Vyl hat sich heutzutage mit der Band WHOREDOM RIFE selbständig gemacht, wo er nicht nur an den Drums einen virtuosen Job abliefert, sondern auch alle anderen Instrumente selbst einspielt. Vokalartist Ghâsh wiederum wird im November mit seiner Formation APTORIAN DEMON das neue Album „Liv tar slutt“ raushauen.

Fitte Musiker

“Through Times Of War” beginnt mit einem breit angelegten Gitarrenriff, das sich sofort ins Gedächtnis setzt, sowie donnernden Drums. Darüber breitet Sänger Ghâsh sein hasserfülltes und kerniges Krächzen aus, das so herrlich verhallt ist. In der Folge wechseln sich machtvoll schreitende und Blastbeat-Passagen ab, wobei es die Band immer wieder versteht, die Riffs und Melodien im richtigen Moment zu modulieren. KEEP OF KALESSIN sind also nicht nur kompetente Musiker, sondern auch geschickte Komponisten.

In die gleiche Kerbe schlägt auch das darauf folgende Stück “Den siste krig” (dt: “Der letzte Krieg”): Zunächst setzt der Vierer das Eingangsriff machtvoll in Szene, dann zieht Drummer Vyl das Tempo an, wobei immer Raum bleibt für einzelne Melodien und Gitarrenarpeggien – und das immer so, dass es nicht aufgesetzt klingt. “Skygger av sorg” beginnt wiederum mit fast progressiven Rhythmusvarianten, bevor Obsidian C. über einem Midtempo-Rhythmus geschickt Tremolopicking und Arpeggien abwechselt. Der Grundton ist zudem mit einem kaum wahrnehmbaren Chorus-Sound aus der Konserve unterlegt, was die Wirkung der Songs weiter unterstreicht. “I Choose To Suffer” ist in einer Reihe wirklich starker Songs der vielleicht stärkste: Auch hier ist es wieder Ghâsh, der die im Text dargelegte Qual lustvoll in Szene setzt – immerhin ist es ja seine Entscheidung.

Qual lustvoll in Szene gesetzt

“Through Times Of War” ist eine passende Umsetzung des Albumtitels – atmosphärisch würde man das vermutlich nicht nennen, denn dafür ist das Tempo häufig zu hoch, aber zwischen Kampfgetümmel und der Stille und Trauer nach dem Gemetzel wird hier alles dicht und intensiv vertont. Wobei man auch herausstellen muss, dass der hier vertonte Black Metal komplett ohne Luzifer, Satan und dem Teufel auskommt. Stattdessen aber mit ‘Juckreiz’, wie im abschließenden, quasi versteckten Stück “Itch”, wobei sich Ghâsh stimmlich immer weiter überschlägt und seine Darbietung in einem verzerrten Kreischen mündet.

Stichpunkt Verzerrung: “Through Times Of War” könnte fast als frühes Beispiel für einen Krieg ganz anderer Art durchgehen. Jedenfalls ist das Schlagzeug (und hier vor allem die Hi-Hat) so derbe am Anschlag abgemischt, dass es verzerrt. Da aber Gitarren, Gesang und die restlichen Instrumente ziemlich klar klingen, ist hier wohl eher (mangelndes) handwerkliches Geschick der Grund und nicht der später durch METALLICA berühmt-berüchtigt gewordene ‘Loudness War’.

“Through Times Of War” ist intensiv

Das wäre auch nicht nötig gewesen: KEEP OF KALESSIN gaben mit ihrem Debüt “Through Times Of War” ein mächtiges Statement ab und schickten sich an zu bleiben. Jedenfalls war nach dem nicht minder starken Zweitwerk “Agnen – A Journey Through The Dark” von 1999 nicht abzusehen, dass danach die erste große Zäsur anstand. Das und noch viel mehr lest Ihr schon bald hier in der Reihe Blast From The Past.

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21.08.2024

- Dreaming in Red -

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