KAWIR melden sich erstmals seit den gesundheitlichen Problemen ihres Gitarristen/Hauptsongwriters Therthonax und ganze fünf Jahre nach dem letzten Album mit einem neuen Langspieler zurück. „Kydoimos“ wurde zwar bereits 2022 für eine Veröffentlichung im Folgejahr angekündigt (hier geht’s zum Interview), aber manchmal dauert es eben doch etwas länger und so viel sei schon vorab gesagt: Das Ergebnis kann sich durchaus hören lassen.
KAWIR liefern ein antikes Schlachten-Epos
Die beiden Songs „Teiresias“ und „Hecatonchires“ sind ja bereits von der 2022er „War Of The Giants“-EP bekannt, was damals auch klar kommuniziert wurde, zumal die Erlöse zu 100% der Genesung von Therthonax zu Gute gingen. Besagte Tracks liefern jedenfalls einen guten Ersteindruck von der stilistischen Ausrichtung auf „Kydoimos“, die tendenziell deutlicher dem Black Metal als dem Pagan Metal zugewandt ist und entsprechend angriffslustig ausfällt. Das passt auch ganz gut zum Titel des Albums, der sich auf den Schlachtenlärm verkörpernde Geisterwesen aus der griechischen Mythologie bezieht.
Wie für den griechischen Black Metal typisch verwehren sich KAWIR natürlich trotzdem nicht einer gewissen folkigen Note. Das ist besonders durch den Hang der Hellenen zu hypnotischen Melodien und ritueller Rhythmik gegeben. Bei Stücken wie „Fields Of Flegra“, „Hecatonchires“ oder „Echetlaeus“ gibt es neben flirrenden Riffs, epischen Keyboardpassagen und mitreißenden Leads aber eben auch mal ein paar Flötentöne zu hören. Dabei ordnet sich das traditionelle Instrumentarium allerdings stets der schwarzmetallischen Kante unter.
Ein Highlight auf „Kydoimos“ ist sicherlich der sich mit dem trojanischen Krieg befassende Dreiteiler, welcher gleichzeitig auch den Mittelpunkt des Albums bildet. Der Dramaturgie entsprechend sind „Myrmidons“ und „Achilles & Hector“ recht bissig ausgefallen, während „Achilles Funeral“ sich eher episch getragen gibt und komplett auf harsche Vocals verzichtet. Stattdessen gibt es eine auf Griechisch vorgetragene, theatralische Ansprache, welche die Stimmung perfekt untermauert. Auch „War Is The Father Of All“ lässt nochmal aufhorchen, denn Chöre und charakteristische BATHORY-Marschrhythmen erinnern bisweilen ein wenig an Quorthon in Sandalen und bilden einen gelungenen Abschluss für dieses antike Schlachten-Epos.
„Kydoimos“ markiert eine gestärkte Rückkehr
Auszusetzen gibt es an „Kydoimos“ nicht viel. Auf der ein oder anderen Lead-Melodie reiten KAWIR vielleicht etwas zu hartnäckig herum, so etwa am Ende von „Fields Of Flegra“. Auch dass die folkloristischen Instrumente aus der Konserve kommen ist bisweilen sehr offensichtlich, wobei dieser Umstand eher für einen archaischen, leicht kauzigen Charme sorgt und zum Glück nie in VIRGIN STEELE-artige Kitschkatastrophen ausartet. Das war es dann aber auch schon, Totalausfälle gibt es nicht zu vermelden.
Vom angeschlagenen Gesundheitszustand ihres Hauptsongwriters haben sich KAWIR jedenfalls nicht unterkriegen lassen und kehren nach längerer Albumpause gestärkt auf Schlachtfeld zurück. Mit dem aktuellen VARATHRON-Hammer können KAWIR vielleicht nicht ganz gleichziehen, unter den Veröffentlichungen aus der griechischen Black-Metal-Szene der letzten paar Jahre stellt „Kydoimos“ aber in jedem Fall ein Highlight dar.
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