Kawir - Γιγαντομαχία (War Of The Giants)

Review

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Zwei Jahre nach ihrer Split mit YOTH IRIA und drei Jahre nach ihrem letzten Full-Length-Album „Αδράστεια“ melden sich die griechischen Pagan-Black-Metal-Urgesteine KAWIR mit einer in Eigenregie auf ihrer Bandcamp-Seite veröffentlichten EP zurück. Der rein digitale Kurzspieler heißt „Γιγαντομαχία (War Of The Giants)“, und darauf präsentiert das Quintett rund um Gitarrist, Bassist, Bandkopf und -gründer Therthonax drei Stücke, die nach dem heidnischer geprägten Kurs der letzten Alben wieder deutlich die Black-Metal-Schraube anziehen.

Eine EP mit traurigem Hintergrund

Hintergrund der Veröffentlichung ist leider ein trauriger: Während der Pandemie wurde Therthonax krank und musste mehrere Operationen am Herzen über sich ergehen lassen. Die OPs waren erfolgreich und Therthonax befindet sich auf dem Weg der Besserung, kann aber weder Konzerte spielen noch einer „normalen“ Arbeit nachgehen. Daher entschlossen sich KAWIR, diese drei Stücke – die ursprünglich für ein bald erscheinendes, neues Studioalbum geplant waren – als EP in Eigenregie zu veröffentlichen. Der Erlös für die EP geht zu einhundert Prozent an Therthonax, damit er „[b]uchstäblich und bildlich“ (so lassen KAWIR über ihr Label Iron Bonehead Productions wissen) wieder auf die Füße kommt.

KAWIR anno 2022: eher schwarz als heidnisch!

Wer glaubt, KAWIR würden den Anlass nutzen, um persönlich zu klingen oder gar in die traurig-melancholischen Gefilde des Black-Metal-Genres abdriften, der irrt: Auf „Γιγαντομαχία (War Of The Giants)“ machen KAWIR genau das, was sie am besten können, nämlich flotten, eingängigen, bisweilen stampfenden Black Metal mit Einflüssen aus dem griechischen Heidentum. Allerdings liegt der Fokus diesmal – wie gesagt – wieder stärker auf dem Black-Metal-Anteil des KAWIR-Konzepts; so macht gleich der Opener und Titeltrack der EP klar, wo es bei den Griechen anno 2022 hingeht: ein schneller Blastbeat unter flirrend rasenden Gitarren, dazu wütendes Gekeife aus der blutigen Kehle von Sänger Porphyrion (unter anderem auch bei CULT OF EIBON und WALPURGIA beschäftigt) und Gastsänger Jim Mutilator (YOTH IRIA, Ex-ROTTING CHRIST). Eine melodische Leadgitarre wie aus den alten Tagen der Band gesellt sich dazu und zeigt, wie nahe Griechenland und Skandinavien offenbar beieinander liegen.

„Tiresias“ nimmt anschließend den Staffelstab entgegen und ist mit seinem wütenden, leicht disharmonischen, fast ein wenig todesmetallischen Mainriff wohl der am klassischsten griechische Song der „Γιγαντομαχία (War Of The Giants)“-EP. Spätestens wenn sich im Mittelteil sinfonische Keyboard-Elemente dazugesellen, erinnern KAWIR an ihre alten Weggefährten aus den Neunzigern, zum Beispiel die frühen VARATHRON. „Hecatoncheires“ als Abschluss ist das einzige Stück der EP, in dem die paganen Wurzeln der Band so richtig durchkommen. Im Hauptteil wechseln sich wuchtiges Midtempo-Stampfen und flottes Blasten ab, darunter eine melodische Gitarre wie sie auch AMON AMARTH in ihren sehr (!) jungen Jahren gut zu Gesicht gestanden hätte. Im Mittelteil lösen KAWIR das Prinzip auf und geleiten in einen elegischen Part samt Spoken-Words-Passage und viel, viel Gefühl in den Keyboards. Gänsehaut-Gefahr!

Lasst die fünf Euro für „War Of The Giants“ springen!

Der Verdacht, dass KAWIR hier einen Schnellschuss zugunsten ihres erkrankten Bandkopfes auf den Markt geschmissen hätten, liegt nahe, wenn man es zynisch betrachten möchte – geht aber völlig an der Realität vorbei. „Γιγαντομαχία (War Of The Giants)“ steht anderen Veröffentlichungen der Band qualitativ in Nichts nach, im Gegenteil: Im direkten Vergleich mit den letzten zwei, drei Studioalben in voller Länge ist die EP sogar ein Stückchen besser geworden. Das ist sicherlich Geschmackssache, aber zumindest wenn man KAWIR eher für die Black- als für die Pagan-Metal-Geschichten mag, sollte man dieser EP ein Ohr auf Bandcamp leihen – und vielleicht die fünf Euro für den guten Zweck springen lassen. So oder so: Wenn das nächste KAWIR-Album so klingen wird wie die EP, dann kommt da etwas Großes auf uns zu!

29.06.2022

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3 Kommentare zu Kawir - Γιγαντομαχία (War Of The Giants)

  1. nili68 sagt:

    Furios und episch mit tollen Melodien. What’s not to like? Guter Stoff!

  2. casualtie78 sagt:

    Jawoll! 3 sehr gute Songs, super Melodien – wird geordert. 🙂

    8/10
  3. Watutinki sagt:

    Wird jetzt nicht mein großer Favorit, kann aber durchaus einiges an Qualität in die Waagschale legen, griechische Sonenstrahlen inklusive, auch wenn es derzeit gerne auch etwas kühler sein kann. Nur das Drumming klingt mir auf Dauer etwas zu eintänig, insb. wenn man es auf Albumlänge ziehen sollte. Hecatoncheires ist mein persönliches Highlight.

    7/10