KAWIR sind eine echte Institution des griechischen Black Metal und mittlerweile über die Grenzen ihres Heimatlandes hinaus bekannt und anerkannt. Das letzte Album „Father Sun Mother Moon“ (2016) schnitt allerdings bei meinem hochgeschätzten Kollegen Stephan Möller nur mittelmäßig ab.
KAWIR ante portas…
Nun stehen die griechischen Horden erneut vor den Toren der Welt und fordern mit ihrem siebten Album „Exilasmos“ Einlass. Während früher der Pagan Metal-Anteil bei KAWIR umfangreich in Alben wie „Epoptia“ oder „Aria“ eingeflossen ist, konzentrieren sich die Griechen heuer sehr stark auf den Black Metal. „Exilasmos“ ist dadurch härter, direkter und weniger verspielt. Ob das auch am neuen Line-Up rund um Gründer Therthonax (a.k.a. Mentor) liegt?
Das Beste an „Exilasmos“ ist allerdings nicht die grundlegende Ausrichtung, sondern die Qualität der einzelnen Stücke. Selten erlebt man es, dass tatsächlich alle sechs Stücke eines Albums voll ins Schwarze treffen. Füller oder Längen? Fehlanzeige. Bereits der Opener „Lykaon“ macht mit melodischem Black Metal-Riffing, aggressivem Gesang und flottem Tempo deutlich – KAWIR machen keine Gefangenen. Das folgende „Oedipus“ ist noch besser und sogar der beste Song der Platte. Extreme Blast-Beats, typische Pagan Black Metal-Parts und ein sehr eingängiger Refrain machen dieses Stück zum abwechslungsreichen Volltreffer.
Ein weiteres Highlight findet man zum Ende des Albums. Das fünfte Stück „Agamemnon“ sticht hinsichtlich Dramaturgie und Ausrichtung aus dem Album hervor und betont die Pagan Metal-Anteile des Albums mit klassischen Instrumenten und Chören. Auch diese hymnische Seite steht KAWIR hervorragend zu Gesicht.
Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik
KAWIR vereinen den klassischen griechischen Black Metal-Sound mit songtechnischen Filetstücken der melodischen Schule und verarbeiten die bisherigen Pagan Metal-Anleihen in geschickten Anspielungen. Ob diese Musikrichtung noch besser ausgespielt werden kann? Moderate Zweifel sind erlaubt.
„Exilasmos“ bedeutet den Zorn der Götter zu beschwichtigen. Falls zufälligerweise die Götter des Heavy Metals gemeint sind – diese sind nach dem Genuss der neuen KAWIR sicherlich in Höchststimmung. Denn „Exilasmos“ ist abwechslungsreich, melodisch und spannend von der ersten bis zur letzten Minute. Eine klassische griechische Tragödie eben.
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