Kaupe - Cognitive Dissonance

Review

Am Progressive Metal scheidet sich die Metal-Szene ja gerne einmal, was – unabhängig von den teils extrem vertrackten Instrumentalebenen – auch an so mancher gesanglichen Darbietung liegt (James LaBrie von DREAM THEATER schreckt auch heute noch so manche ab, sich mit der Band näher zu befassen). Rein instrumentale Bands bieten daher eine angenehme Alternative an, da man sich nun vollständig auf die anspruchsvollen Riffings und Drumparts konzentrieren kann. Manche Bands, wie etwa die Deutschen LONG DISTANCE CALLING, funktionieren fast nur ohne Gesang vollständig.

KAUPE – wortlos ins Gehör

Auch die 2016 in Florida (USA) gegründeten KAUPE haben es sich zur Aufgabe gemacht, ihre Emotionen und Botschaften komplett ohne Gesang an die Hörer weiterzutragen. Nach dem 2018 erschienenen Debüt „The Depths“ lassen KAUPE nun mit „Cognitive Dissonance“ ihr Zweitwerk auf die Hörer los. Und dieses knüppelt sich ohne Umschweife gleich vom ersten Track an in die Gehörgänge. Hartes, aber doch verspieltes Riffing trifft hier auf Drums, die sich durchaus mit den Größen der Szene messen können (immer wieder kommt hier der gewisse Charme eines jungen Mike Portnoy auf). Und über allem schweben leicht psychedelische Keyboard-Teppiche, ohne die der Opener „Death Rattle“ nur halb so interessant wäre.

Seichter Anfang – Schwere Kost

Der darauffolgende Titeltrack „Cognitive Dissonance“ macht seinem Namen alle Ehre und legt zum Opener nochmal zehn Schippen drauf. Unweigerlich fühlt man sich an die Supergroup LIQUID TENSION EXPERIMENT (welche zu 3/4 aus Mitgliedern von DREAM THEATER bestehen und mit LTE3 dieses Jahr ebenfalls ein neues Album präsentieren) und deren unermessliche Spielfreude erinnert (auch wenn KAUPE ohne viel Gefrickel trotzdem abliefern). Und auch auf den folgenden Tracks büßen KAUPE an Intensität, Genialität und Spielfreude nichts ein. Im Gegenteil.

Je tiefer man in das Album einsteigt, umso stärker fühlt man sich von jedem Song (mit Ausnahme des Interludes „Cooper’s Dream“) tiefer und tiefer in die wirren Welten von KAUPE hineingesogen. Und das, obwohl die einzelnen Tracks beim ersten Hören eigentlich recht leichtfüßig und wenig tiefgründig wirken. Mit jedem Durchgang wachsen die Songs aber zu etwas immer Größerem an.

„Cognitive  Dissonance“ – Hörspaß trotz Vielseitigkeit

Die Größe von KAUPE liegt vor allem in ihrer musikalischen Vielseitigkeit, die sich – wie eben schon beschrieben – manchmal erst beim zweiten Hören so wirklich offenbart. Denn neben den groovenden Riffs sorgt vor allem Keyboarder Patrick Ross immer wieder für psychedelische Klangwelten, die den ganzen Songs auf der einen Seite mehr Tiefgang Verleihen, aber auf der anderen Seite auch immer wieder für Auflockerungen sorgen. Dabei zeigt sich Ross aber sehr zu Gunsten der Songs nicht omnipräsent, wie es zum Beispiel Jordan Rudess bei DREAM THEATER und LIQUID TENSION EXPERIMENT macht.

Dadurch fühlt es sich umso mehr an als wären alle vier Bandmitglieder eine perfekt funktionierende Einheit (etwas, was im Progressive-Bereich vielleicht Größen wie MASTODON oder LEPROUS schaffen). Der Song „Cop Caller“ soll hier mal als Paradebeispiel dienen. Das sorgt immer wieder für unglaublich viel Spaß beim Zuhören.

Rauschen

Die erwähnte musikalische Vielfalt offenbrat sich allerdings nur Hörern, die wirklich bereit sind, sich jeden Song einzeln vorzunehmen und immer wieder durchlaufen zu lassen. Lässt man das Album allerdings in einem Rutsch nebenherlaufen, verschmelzen die jeweilige Songs zu einem einheitlichen Brei, aus dem man gar nicht wirklich einzelne Höhepunkte herausarbeiten kann. Dieser Umstand ergibt sich daraus, dass sich KAUPE vor allem in der Rhythmusfront sehr häufig wiederholen. Das sorgt dann beim schnellen Durchhören doch für eine gewisse Monotonie, die manche Hörer wahrscheinlich gelangweilt zurücklassen wird.

Text: Tim Otterbeck

25.03.2021

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