Es ist regelrecht faszinierend, dass in all den Jahren in denen man nun schon Gitarren mit Keys zu einem düsterrockigen Gemisch kombiniert hat, noch niemand auf die Idee gekommen ist seine Band ‚Katharsis‘ zu nennen. Dabei ist dieser Name doch einer der prädestiniertesten Überhaupt für das Genre! Im alten Griechenland bezeichnete er (unter anderem) die Wirkung antiker Tragödien, die ‚die Seele reinwaschen‘ sollten und damit Balsam für das alte geplagte Volk erster Demokratieversuche darstellte (wörtlich übersetzt: Reinigung). Die Interpretationsmöglichkeiten für einen solchen Namen in der Neuzeit scheinen dadurch vielfältiger denn je – und dann hat es tatsächlich so lange gedauert, nach ‚Nachtwünschen‘, ‚Dornenreichen‘, ‚Tagebüchern der Träume‘ oder ‚Tränenreichen‘ nun endlich diesen geschichtsträchtigen wie metaphysischen Namen zu vergeben? Es wird Zeit.
Aber was ist das nun für eine Band, die versucht die Menschheit zu reinigen? Aus dem Süden Deutschlands kommen sie, zählen fünf Mann und eine Frau, und haben sich mehr oder weniger klassischem Darkmetal – also einem feinen Genremischmasch – verschrieben. Die Songs neigen stark zur Überlänge, schaffen es gekonnt mit der möglichst seltenen Wiederholung des Refrains zu spielen, wechseln oft zwischen cleaner und verzerrter Gitarre, und springen je nach Lust und Laune von Genre zu Genre ohne einen roten Faden missen zu lassen. Der Opener ‚Never to Return‘ wächst dabei dank rockigem Refrain bei jedem Durchlauf, während das folgende ‚Everything’s Gone‘ deutlich düsterer daherkommt und der Abschlusstrack ‚Inner Demons‘ dank konsequenter Nutzung eines gottgroovenden 3/4tel Taktes zum Juwel der Demo mutiert.
Und wenn die Truppe auf diesem Weg weiter macht und auch in Zukunft noch fröhlich Genres miteinander mischt, sehe ich absolut kein Hindernis für diese Band, denn im Pulk etlicher durchschnittlicher Gothic Demos sticht diese Platte ohne Zweifel heraus. Jetzt muss es nur noch darum gehen aus dem Rohdiamanten ‚Kaleidoscope‘ ein Bandkonzept rauszufiltern und daraus ein abendfüllendes Album zu machen – ich zumindest würd mich drauf freuen…
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