Katergon - Argonaut

Review

Mit ihrer Debüt-EP „Endless Life“ haben die Schweizer KATERGON der Doom- und Post-Gemeinde vor zwei Jahren bereits einen ersten vielversprechenden Happen serviert. Nun veröffentlicht das Quartett mit „Argonaut“ seinen ersten Longplayer – und kann die Erwartungen mehr als erfüllen. Die Platte bietet sechs vielschichtige Songs in Überlänge, die sich thematisch – darauf lassen Songtitel wie „Shores Of Redemption“ und “As We Sail The Waters Of Oblivion“ sowie das kunstvoll gestaltete Artwork schließen –  mit der See und den Weltmeeren auseinandersetzen. Auch die Namensgebung passt ins Schema: „Katergon“ bezeichnete im späten 11. Jahrhundert die Besatzung byzantinischer Schiffe. Das Konzept erinnert entfernt an die grandiose „Aeolian“-Scheibe von THE OCEAN, wobei zu letzteren auch musikalische Parallelen gezogen werden können. Stilistisch segeln KATERGON in Postmetal- und Sludge-Gewässern, aber auch Elemente aus Doom und Postrock finden im Sound des Vierers ihren Platz.

Der düstere, schleppende Beginn des Openers „The Mountain Of Sins“ mündet in einen – wenn man so will – minimalistisch instrumentierten Strophenteil, in dem vornehmlich die charakteristische Stimme von Gitarrist und Frontmann Jan Marchand dominiert. Auffällig ist sofort, dass die Schweizer es vorziehen, ihre Ideen konsequent und bis zum Ende auszuarbeiten, bevor die Songs eine musikalische Wendung erfahren. Eine solche folgt nach knapp sieben Minuten, wenn zum ersten Mal brachiale Gitarrenwogen auf den Hörer losbrechen. Liebhaber der härteren Gangart werden sich in diesen Momenten einen noch aggressiveren Gesang wünschen – so gesehen dürfte Marchand mit seiner Performance eher beim Doom- und Stoner-Publikum offene Türen einrennen. Möglich allerdings, dass sich Puristen wiederum an den Samples und Synthies stören, die in Songs wie dem eingängigen „Shores Of Redemption“ oder dem schwermütigen „Weakened Hands“ zum Einsatz kommen.

Will man an „Argonaut“ Kritik üben, dann landet man relativ schnell bei der leidigen Frage: Wie abwechslungsreich muss ein solches Album klingen? Man könnte unken, dass es die erste Hälfte der Platte auch getan hätte. Und es ist in der Tat so, dass sich KATERGON doch sehr beharrlich an ihrem stilistischen Rahmen ausrichten. Andererseits: Zahlreiche Bands haben es mit noch viel engstirnigeren Alben zu Weltruhm gebracht. Insofern lässt sich festhalten: „Argonaut“ ist ein gelungenes Genre-Album, was vor allem Fans von NEUROSIS oder PELICAN interessant sein dürfte.

17.05.2012

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