Katatonia - Sky Void Of Stars

Review

Wie? Wo? Was? Erst eine Bandpause, einige Fans befürchteten bereits das Ende von KATATONIA, dann nach einer Tour im Frühjahr 2020 mit „City Burials“ ein neues Album und jetzt, nicht mal zwei Jahre später, folgt in Form von „Sky Void Of Stars“ schon direkt der Nachschub? Ja, im Hause KATATONIA zeigt man sich aktuell produktiv, was das neue Label Napalm Records sicher ebenfalls sehr freuen dürfte. Wie schon auf dem Vorgänger zeichnet Sänger Jonas Renkse erneut allein für das Songwriting verantwortlich, wie er uns im Interview zur Platte verrät. Also einfach nur „City Burials II“?

KATATONIA – Machen es sich nicht einfach

Schon das bereits vorab veröffentlichte „Austerity“ verrät: Nein, so einfach haben es sich die Schweden um das Duo Renkse/Nyström keinesfalls gemacht. Ja, Jonas Renkse hat erneut alle Songs geschrieben, diese entstanden aber dieses Mal nicht während einer Bandpause und waren eigentlich für ein mögliches Solo-Album gedacht, sondern es war von vornherein klar, dass diese Songs für KATATONIA bestimmt sind. Das hört man dann auch entsprechend, denn „Sky Void Of Stars“ greift viel stärker Elemente der vorangegangen Alben auf, als das auf dem retrospektiv eher untypisch ausgefallenen „City Burials“ der Fall war.

Nach den ersten Durchläufen ist die Platte dabei erst einmal eines: Verdammt eingängig. Natürlich ist die übliche Melancholie weiterhin zu jedem Zeitpunkt greifbar und auch dieses Album passt erneut perfekt in das quasi selbst erfundene Genre „Depressive Rock“, dennoch geht „Sky Void Of Stars“ verdammt schnell ins Ohr. Wer nun aber meint: „War ja klar, kaum wechselt man zu einem größeren Label wird die Musik auf Gefälligkeit getrimmt“, der irrt gewaltig. Vielmehr zeigt sich nach und nach die enorme Vielseitigkeit der enthaltenen Songs.

Bleiben wir beispielsweise bei „Austerity“. Die hier vergleichsweise warmen Vocals von Jonas Renkse ziehen den Hörer schnell in ihren Bann und auch der Chorus setzt sich schnell im Kopf fest, aber auf der anderen Seite sind da eben auch diese komplexen Riffs und das ebenfalls anspruchsvolle Drumming, samt spannender Timing-Wechsel, die beispielsweise an das proggige Album „The Fall Of Hearts“ erinnern. Das zieht sich auch im weiteren Verlauf durch alle Songs: KATATONIA vergreifen sich an den stärksten Momenten der Alben aus den letzten 15 Jahren und kreieren daraus daraus eine verdammt frisch und aktuell klingende Melange. Selbstreferenzen müssen eben nicht unbedingt Stillstand bedeuten.

Obwohl die Songs zu Beginn der Pandemie entstanden sind, schwingt auf „Sky Void Of Stars“ auch erstaunlich viel Hoffnung mit, einige Melodielinien, wie Beispielsweise das Hauptthema des schwungvollen „Birds“ klingen geradezu euphorisch. So hat letztlich auch jeder Song ein Alleinstellungsmerkmal, das irgendwie hängen bleibt, sei es die leichte 80er-Schlagseite von „Opaline“, die verträumt-traurige Keyboard-Melodie in „Drab Moon“ oder die ungewohnte Stimmfärbung von Herrn Renkse in „Author“, der sich ohnehin noch ein wenig mehr aus seiner Komfortzone wagt und damit für weitere Abwechslung sorgt.

Ganz nah an der Perfektion – „Sky Void Of Stars“

Nach einigen Wochen Dauerrotation wird einfach klar: „Sky Void Of Stars“ ist ein verdammt vielseitiges Album, das insbesondere für Fans kaum Wünsche offen lässt. Klar, „City Burials“ war eine starke Platte, die insbesondere in den experimentelleren Momenten ihre Stärken hatte, aber hier legen KATATONIA eindeutig nochmal eine Schippe drauf. Das liegt nicht nur daran, dass ein paar progressivere Elemente, die auf dem Vorgänger eher Pause hatten, ihren Weg zurück in den Sound der Schweden gefunden haben.

Grundsätzlich gehören sowohl die Riffs als auch die Melodielinien – egal ob man die Gitarren, Synths oder den Gesang betrachtet – zum stärksten, was Renkse, Nyström und Co. in den letzten Jahren abgeliefert haben. Ausfälle gibt es praktisch keine, maximal sind „No Beacon To Illuminate Our Fall“ und der Bonus-Track „Absconder“ nicht ganz so zwingend wie der Rest, aber immer noch bärenstarke Songs. KATATONIA verfeinern ihren Sound auf „Sky Void Of Stars“ bis ganz nah an die Perfektion und liefern somit schon im Januar eins der ersten Highlights des Jahres ab.

13.01.2023

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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