Kasabian - West Ryder Pauper Lunatic Asylum

Review

Psychiatrische Kliniken, salopp auch als Irrenhäuser bezeichnet, übten schon immer eine große Anziehungskraft auf die Musikerwelt aus. Auch die britischen Alternativerocker von KASABIAN begeben sich mit ihrem mittlerweile dritten Longplayer “West Ryder Pauper Lunatic Asylum“ in ebendieses, das die erste Nervenheilanstalt Großbritanniens speziell für Arme war. Das Konzeptalbum, dessen Artwork themenbezogen gestaltet wurde (u.a. blickt einen von der CD ein riesiges, gezeichnetes Auge an), soll den Hörer laut Sänger Serge “auf eine Reise schicken“.

Wohin führt also diese Reise? – In die Köpfe der Patienten des “West Ryder Pauper Lunatic Asylum“, und wie es dort zugeht, kann man sich denken: verrückt nämlich!
KASABIAN sind definitiv nicht wie jede andere Rockband; teils fühlt man sich zwar an gewisse Alternativegrößen erinnert, aber dennoch liefern KASABIAN hier eine völlig eigene Mischung ab.
Ein Element von KASABIANs Musik wird bereits am Opener “Underdog“ (mein persönlicher Favorit des Albums) deutlich: Packende Melodien mit Ohrwurmfaktor, die fast danach schreien, mitgesungen bzw. –geklopft zu werden.
Aber natürlich macht das allein noch kein gutes Album aus, sondern es werden knarzende Bässe, elektronische Spielereien, groovige Passagen, zu denen man sofort das Tanzbein schwingen möchte, abwechslungsreiche Gitarrenparts und variabler Gesang kombiniert.
Dabei geht man überraschend vielseitig zu Werke: Der Refrain von “Where Did All The Love Go“ versprüht einen charmanten 80ies-Dancefloor-Flair; “Thick As Thieves“ stellt eine entspannende Offbeat- Nummer dar und auch der letzte Track “Happiness“ ist ein ruhigerer Song (der Backgroundgesang am Schluss erinnert tatsächlich an einen Gospelchor), wohingegen “Vlad The Impaler“ sehr abgedreht und chaotisch wirkt, allerdings sicher die Tanzflächen füllen wird.
Trotz der Verschiedenheit der einzelnen Songs, die man als die Verschiedenheit der einzelnen Patienten interpretieren könnte, wirkt das Album in sich geschlossen.

Langeweile kommt also nicht auf im “West Ryder Pauper Lunatic Asylum“ – die Tracks sind zwar unterschiedlich, aber alle gelungen; auch wenn man zu manchen bei den ersten Hördurchgängen eher weniger Zugang findet bzw. manche einfach nicht dem persönlichen Geschmack entsprechen.
Warum KASABIAN in Deutschland noch vergleichsweise unbekannt sind, erschließt sich mir also nicht wirklich, und es bleibt zu hoffen, dass sich diese Tatsache bald ändern wird.

22.07.2009
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