Hinter dem sperrigen Bandnamen KARYN CRISIS‘ GOSPEL OF THE WITCHES steckt die ehemalige Frontfrau der NYHC-Band CRISIS, Karyn Crisis, sowie der italienische Gitarrist Davide Tiso, der seine ehemalige Band EPHEL DUATH unlängst aufgelöst hat und sich nunmehr diesem Projekt widmet. Die Band ist ein neues Kapitel der gemeinsamen Zusammenarbeit, die im Privaten anfing und bei Davides ehemaliger Band eine Fortsetzung fand. Die Bandlegende besagt ferner, dass die beiden nach ihrem Kennenlernen einen Monat lang in einem alten verfallenen in der Toskana geprobt haben und dabei mit dem Geist der alten Hexe Aradia in Berührung kamen… starker Tobak also, der nunmehr musikalisch aufgearbeitet im Album „Salem’s Wounds“ vorliegt.
Wenn „Salem’s Wounds“ als Occult-Metal-Album angepriesen wird, ist ein wenig Aufklärungsarbeit vonnöten: Mit den üblichen Verdächtigen der vergangenen Jahre aus dem Occult Rock-Sektor haben KARYN CRISIS‘ GOSPEL OF THE WITCHES und „Salem’s Wounds“ wenig gemein – im Mittelpunkt der Musik steht der okkulte Ausdruck, die „verfluchte“ Atmosphäre, und das ist bisweilen ziemlich sperrig. Die Gitarrenarbeit ist anstrengend, die Rhythmik eher bremsend als treibend, der Songaufbau teilweise undurchsichtig, und so zieht sich das Album teilweise quälend durch die Boxen. Nicht zuletzt, da Karyn und ihr männlicher Gegenpart (das sind Ross Dolan von IMMOLATION und Mike Hill von TOMBS) den Gesang weniger als „schönes“ Instrument einsetzen – die Gute hat schließlich eine Hardcore-Vergangenheit und pendelt zwischen normalem Gesang und giftigem Fauchen. Aber niemand hat gesagt, dass Hexerei ein leichtes Metier ist und dass der merkwürdig brodelnde Zaubertrunk keine Nebenwirkungen hat.
Es gibt aber auch Eingängigkeit auf dem Album, wie beispielsweise in „The Alchemist“ oder „Pillars“, selbst wenn auch hier gefaucht und geraunt wird und die Instrumentierung von den oben geschilderten Mustern nicht wirklich abweicht. Wie gesagt, „Salem’s Wounds“ ist streckenweise sperrig und die Atmosphäre wenig schön. Das hat dann weniger mit romantisch verbrämtem, einvernehmlichem Beischlaf auf dem Opferaltar als vielmehr mit nagendem Horror zu tun.
Wer damit etwas anfangen kann, wer gegen eine im positiven Sinne quälende Stunde Musik und eisige Schauer auf dem Rücken nichts einzuwenden hat, sollte „Salem’s Wounds“ antesten. Es gibt gewiss schlechtere Ansätze, das Nachwirken italienischer Hexen musikalisch umzusetzen, als es KARYN CRISIS‘ GOSPEL OF THE WITCHES getan haben.
Kommentare
Sag Deine Meinung!