Karies - Es geht sich aus

Review

KARIES melden sich mit „Es Geht Sich Aus“ über das Label This Charming Man zurück. Kevin Kuhn hat viel zu tun, mittlerweile sollte es jeder wissen. Deshalb ist der Schlagzeuger auch nicht weiter für KARIES aktiv, stattdessen besetzt Philipp Knoth den Stuhl. Man muss sie schon mögen, die häufig auf einen Satz aufbauenden und sich musikalisch stellenweise monoton, unterm Strich aber immer anschwellenden Post-Punk-Alte-Schule-New-Wave-Songs. Es ist die meditative Wirkung, die sich entfaltet, wenn man einen Satz immer wieder und wieder wiederholt. Genauso verhält es sich mit Riffs und Takten. Schon das Cover zur aktuellen Platte wirft die Frage auf, in welchem Zusammenhang die österreichische Redewendung „Es Geht Sich Aus“ mit dem Album steht, ob das Glas halb voll oder halb leer ist.

Es ist ein Wagnis, Aussagen so massiv herunterzubrechen, sowas kann schnell lächerlich wirken. KARIES meistern die Hürde aber von Beginn an sehr gut, wobei sie auf „Es Geht Sich Aus“ noch geiziger mit ihren Worten sind, als sowieso schon. Es gibt eigentlich ausschließlich Fragen oder gekürzte Behauptungen und keine Geschichten, die die vier Musiker erzählen. Dabei klingt aber alles noch dichter. KARIES locken den Hörer in ihre Mitte, füttern ihn an und kesseln ihn dann ein in ihren Nebel aus Geschrammel und schon fast sturem Gebasse. Streckenweise fühlt man sich auch von der Band allein gelassen, weiß nicht anzufangen mit dem Mantra.

Leichter greifbar sind die tanzbaren Momente, wenn KARIES alles etwas lockern, etwas bunter und etwas schräger werden („Mühlen“). Oder sich selbst auflösende und vor Ironie überschäumende Wave-Nummer wie „Jugend“, „Frage Antwort“ und „Überlegen“, deren erschlafft vorgetragene Kritik einen interessanten Gegenentwurf zum ehemals rebellischen Punk liefert. „Ostalb“ wabert vor sich hin und gönnt dem Hörer höchstens ein einziges Wort. Hier wird nochmal ganz deutlich, dass man KARIES nicht als Zwischenhappen auffassen soll und das Konzept nur am Stück funktioniert. Quer hören ist auf „Es Geht Sich Aus“ nicht drin.

„Alles muss sich ändern, um zu bleiben wie es ist“

So ist „Es Geht Sich Aus“ ein würdiger Nachfolger zu „Seid Umschlungen, Millionen“ und der dazwischen veröffentlichen EP, dem es allerdings auf den zweiten Blick etwas an Anziehungskraft fehlt. Wer mit den üblichen Verdächtigen, nennen wir sie lieber ähnlich agierende Bands, (DIE NERVEN, MESSER, TRÜMMER, HUMAN ABFALL…) bereits vertraut und zufrieden ist, wird auch mit KARIES bestens bedient sein. Allerdings wird man das Gefühl nicht los, dass KARIES spätestens mit dem nächsten Album entscheidende Weichen stellen müssen.

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28.10.2016

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