Kapitan Korsakov - Physical Violence Is The Least Of My Priorities

Review

„Physical Violence Is The Least Of My Priorities“ so nennt das belgische Noise- Trio KAPITAN KORSAKOV ihr aktuelles Album. 53 Minuten lang – inklusive stiller Weg vom letzten Song „Very Friendly Fire“ zum nostalgischen hidden track – gibt es von allem etwas, womit auch schon das erste kleine Manko aufgedeckt wäre. Dem zweiten Album fehlt etwas der rote Faden, was zu Ungunsten der Wiedererkennung geht und die Chance auf zum skippen verdammte Song erhöht. Noise ist viel zu wenig, um den Sound zu beschreiben. Eine Mischung aus Punk, Post-Rock, Sludge und Noise, trifft es eher.

Der Kapitän schlägt den richtigen Kurs ein

Eröffnet wird „Physical Violence Is The Least Of My Priorities“ von „Caramelle“ – hier rocken KAPITAN KORSAKOV in erster Linie undergroundig-rumpelig, lassen aber auch die Macht von nachdrücklichen Hooks nicht unbeachtet.  Einige Nummer sind herrlich speckig, retrospektiv und ganz sicher nicht für den Geschmack der breiten Masse konzipiert. Großartig sind die Momente, in denen KAPITAN KORSAKOV Fahrt Richtung Orient aufnehmen. Im Quasi-Instrumental-Song „Rabid Ghawazi Shuffle“ schaffen sich die Musiker mächtig Platz, der Drummer Sigfried darf sich progressiv ausbreiten und gemeinschaftlich wird dem Hörer die Hauptmelodie in den Kopf gehackt.

Klavier, Staub und Siff – finde den Fehler

Auch die teils von Klavier begleiteten Ballade „Hearts To Hard“ und die rockige Alternative-Verbeugung „Midnight Gardens“ sind sicherlich keine schlechten Songs. Man kann KAPITAN KORSAKOV wahrlich nicht unterstellen, solch ruhige Momente nicht tragen zu können. Allerdings verlangt diese erneute Erweiterung des Spektrums dem Hörer auf Albumlänge etwas zu viel ab. Dabei hat die Platte „Physical Violence Is The Least Of My Priorities“ eine große Stärke, sie schafft es nämlich kreativ und ungewöhnlich zu klingen, ohne sich im Frickel-Nirvana zu verlieren. Das Trio weiß, wie man auf den Punkt kommt und die Spannung straff hält, statt Ideen zu Tode zu dudeln.

Wer unbedingt Referenzen braucht, darf sich etwas bleierne LSD ON CIA (im herrlich dunklen vom Bass dominierten „Strobo Stripper“), NIRVANA zu und vor „Bleach“-Zeiten ( im mantramäßig gerifften“Pussy Scars“) oder gekürzte STEAK NUMBER EIGHT vorstellen. KAPITAN KORSAKOV sind auf einem guten Weg, die Band macht auf jeden Fall interessanten Lärm. Interessant im positiven Sinne.

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11.12.2016

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