Kanzler & Söhne - Durch die Wände

Review

„KANZLER & SÖHNE machen Eins-A-Crossover, und auch nur das, keinen anderen Scheiß“, verrät der Promo-Zettel. Dabei hätte ein „KANZLER & SÖHNE machen Scheiß“ locker gereicht. Das Albumcover von „Durch die Wände“ wäre wohl selbst LIMP BIZKIT zu peinlich. Musikalisch und textlich sieht es nicht besser aus. Aber alles Gejammer hilft ja nix. Also Augen zu und durch.

„Mir tut die Fresse weh vom Hurensohnsagen/Mir tun die Fäuste weh vom Hurensohnschlagen/babababam.“ Der Text von „Schmerz“ löst beim Zuhören genau ebensolchen aus. Frühere Aggro-Berlin-Rapper wie BUSHIDO oder SIDO wirken hiergegen wie die Reinkarnation von Goethe. Zu den ultrapeinlichen Lyrics gesellen sich Riffs aus der 90er-Jahre-Nu-Metal-Grabbelkiste. Alles schon mal gehört. Alles schon mal besser da gewesen. Lichtblicke gibt es keine. Ausnahmslos jeder Song ist aus der untersten Schublade.

Dass mit Axel „Axe“ Hilgenstöhler (THUMB) ein erfahrener Musiker an den Reglern saß, hilft auch nix. „Durch die Wände“ ist zwar sauber eingespielt. Die Produktion aber ist aalglatt, lässt jeglichen Druck und damit auch die angestrebte „Musikalische Brutalität“ vermissen. Und diese Texte. Verdammt nochmal! Je länger die Platte läuft, desto häufiger drängt sich der Wunsch auf, den Kopf gegen die Wand zu schlagen, bis die Ohnmacht einsetzt. KANZLER & SÖHNE nehmen den hier verzapften Schwachsinn einfach viel zu ernst. Um noch einmal die Band selbst zu zitieren: „Sowas halt ich nicht aus“. Mit ein wenig Augenzwinkern hätte „Durch die Wände“ durchaus Unterhaltungswert haben können. Doch von der gesunden Portion Selbstironie haben die Crossover-Jünger augenscheinlich noch nie etwas gehört. Stattdessen wird Hurensohn-Lyrik und das in „Scheiss Drauf“ oder „Leben“ propagierte Selbstmitdleid als der Weisheit letzter Schluss verkauft.

KANZLER & SÖHNE zeigen eindrucksvoll, dass „Peinlichkeit“ ein Fass ohne Boden ist. Wie kann eine Band mit so uninspiriertem Quatsch im Jahr 2016 noch einen Plattenvertrag bekommen? Keine Ahnung, aber der nächste Dünnpfiff bringt auf jeden Fall mehr Spaß als „Durch die Wände“.

19.08.2016

"Irgendeiner wartet immer."

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