Werden KANSAS jemals ein zweites „Carry On Wayward Son“ geschweige denn ein Album wie „Leftoverture“, „Song For America“ oder „Point Of Know Return“ aufnehmen? Vermutlich nein. Das sind alles Klassiker aus den 70ern und obwohl die US-Amerikaner vor allem live nie wirklich inaktiv waren, haben sich Zeiten sowie die Reihen innerhalb der Band seit damals doch sehr verändert. Was sich dagegen nicht verändert hat, ist, dass sie sich weiterhin nicht mit fadem Altherren-Rock zufrieden geben, sondern mit ihrem neuen Album „The Absence Of Presence“ noch einmal große, progressive Geschütze auffahren.
KANSAS stehen längst nicht für Altherren-Rock
KANSAS arbeiten hier mit vielen kontrapunktischen, zum Teil polyphonen Motiven, durch die man sich als Hörer erst einmal durchwurschteln muss. Die Riffs sind in Hard-Rock-Gefilden beheimatet, halten aber zumindest als rhythmisch-melodische und nie zu plumpe Begleitung Schritt, vor allem wenn die Violine von David Ragsdale mal herrlich verquer vorprischt. Die Grooves sitzen eher locker, das passt aber. Die Herren wissen nach wie vor, wie sie ihren Prog zu spielen haben, was vermutlich im Instrumental „Propulsion 1“ noch am stärksten hervor kommt.
Ein bisschen hat das Album tatsächlich an den eingängigeren, poppigeren Parts zu knabbern, die relativ aalglatt gebügelt daher kommen und längst nicht die Überlebensgröße der frühen Tage (Stichwort: „Carry On Wayward Son“) suggerieren. Das ist im Grunde nichts Schlimmes, wirkt im Gegensatz zu den elaborateren Instrumental-Passagen aber dann doch etwas zu simpel. Der eröffnende Titeltrack schrammt hier noch an der Schmerzgrenze vorbei, „Jets Overhead“ ist da schon tiefer in den Pop-Rock-Sumpf reingelatscht und damit ein Song, den man ab dem zweiten Durchlauf eher skippt. Gleiches gilt für „Memories Down The Line“.
Das sehr gute „The Absence Of Presence“ hätte mit mehr Kante und Erde richtig groß sein können
Doch wenn sich diese beiden Seiten – der poppige Rock und der quirlige Prog – in der Mitte treffen, dann sind KANSAS am besten. So können „Throwing Mountains“, „Circus Of Illusion“ und der Rausschmeißer „The Song The River Sang“ in dieser Hinsicht am ehesten überzeugen und halten das Album auf Kurs. Insgesamt wäre hier natürlich mit einer etwas erdigeren Rock-Note noch viel mehr drin gewesen. Aber „The Absence Of Presence“ macht auch so ordentlich was her.
Man muss sich damit abfinden, dass die Pop-lastigen Passagen keinen bleibenden Eindruck hinterlassen und dass Ronnie Platts Gesangsdarbietung zwar nichts anbrennen lässt, diese Durchhänger aber auch nicht aus dem Dreck zieht. Doch drum herum passt das meiste. Insofern sollte man als alte KANSAS-/US-Prog-Nase „The Absence Of Presence“ nicht an sich vorbei rauschen lassen und der Platte wenigstens eine Chance geben.
Kansas ohne Steve Walsh funktioniert für mich einfach nicht. Nette, gefällige Stangenware, mehr aber auch (eider nicht.
Ein Metal Konzert und die sitzen alle brav in ihren Stühlen und klatschen im Takt (siehe Video), muss sich irgendwie komisch anfühlen.