Kamelot - One Cold Winter's Night

Review

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KAMELOT gibt es seit 1994. Seitdem haben sie sieben Studiowerke und ein Livealbum auf die Metalcommunity losgelassen und dabei ihren Stil, der Powermetal-, Hardrock- und progrockige Sounds enthält, stets verfeinert. Das letzte Opus „The Black Halo“ geriet düsterer, härter und komplexer als die Vorgänger, recht ungewöhnlich für diese Musiksparte. Nun schien es für die Band der richtige Zeitpunkt zu sein, einen Querschnitt ihres bisherigen Schaffens mit Schwergewicht auf den letzten Alben im Live-Gewand zu präsentieren. Und eines vorweg: das Experiment ist gelungen.

Aufgenommen an einem kalten Februartag des Jahres 2006 finden sich auf den zwei dargebotenen CDs sämtliche Perlen der jüngeren Bandgeschichte. Nach einem fast schon chansonartigen Intro folgt mit „The Black Halo“ eine geignete Einleitung, die alles bietet, was KAMELOT auszeichnet: Zackige manchmal richtig harte Gitarren, die markante Stimme von Roy Khan, tranparentes Drumming, bombastische Keys und filigrane Soli von Thomas Youngblood, für mich einer der besten Songs der Band überhaupt und daher ein optimaler Opener. Die Resonanz des Publikums ist auch dementsprechend. Mit „Soul Society“ geht es weiter, auch ein guter, mitreissender Song von der „The-Black-Halo“-Scheibe. Wieder spielt Youngblood eines seiner Klassesoli.

Die Liveatmosphäre ist authentisch eingefangen, die Produktion sauber, dabei jedoch immer „live“, d.h., die Songs wirken ungeschliffener, roher, rauher als die Studiofassungen. „The Edge Of Paradise“ ist ein Juwel der „Epica“-Scheibe, hier treibend vorgetragen und bisweilen an „Powerslave“ von den Eisernen Jungfrauen erinnernd. Die mehrmals auftauchenden orientalischen Klänge („Nights Of Arabia“!) werden bestens in das jeweilige Songkonzept integriert. Der Beginn von „Center Of The Universe“ und die Keyboards erinnern an das Tastenspiel von Janne Warman der Kinder vom Bodensee, auch noch in einigen weiteren Songs. Ähnlichkeiten zu SONATA ARCTICA, STRATOVARIUS, aber auch zu MARILLION, FISH oder die Altmeister von RAINBOW (Gesang und orientalische Soli) sind jederzeit auszumachen.

Wobei KAMELOT weit besser als diese Bands agieren, da sie nüchterner, weniger bombastisch, dabei aber ergreifender klingen. Und sie haben jede Menge klassischer Zitate zu bieten, „Solveigs Lied“ aus „Peer Gynt“ von EDWARD GRIEG wird im Song „Forever“ ähnlich begeistert-virtuos gehuldigt wie das RAINBOW seinerzeit mal instrumental mit BEETHOVENS „Neunter“ oder SAVATAGE mit ihrem Hit „Hall Of The Mountain King“ vor geneigtem Publikum zelebrierten.
Dazu kommt ein besonders guter Einsatz von Female-Vocals, die in diesem Fall die Stimmung der Songs unterstreichen, nicht geträllert oder gothic-elfenhaft dargeboten werden, sondern sich an klassischen Vorbildern orientieren.
Auch die von Roy Khan dunkler intonierte Ballade „Abandoned“ gelingt mühelos. Und immer dann, wenn man zur Ruhe zu kommen glaubt, setzt es Metalgitarren, ein wunderbares Wechselspiel… Sogar richtig düster können sie sein, wie in „Elizabeth“, einem überlangen aus drei Teilen bestehenden Song. Ganz kurz werden sogar Growls (augenzwinkernd) eingestreut.

Hier gefällt mir die Länge und Auswahl der Stücke, das obligatorische Piano- und Drumsolo, weil auflockernd dargeboten, ohne selbstdarstellerische Attitude. Im Gegensatz zu DIO mit seiner jüngst veröffentlichten Live-Scheibe wird hier Atmosphäre erzeugt, werden die Tracks enthusiastisch eingespielt, ist die Reaktion des Publikums ehrlich begeistert und nicht lauter produziert und aufgebauscht worden.
Ich kenne nicht alle Alben der Band, aber ich bin neugierig geworden. Und solche Musik ist mein Fall sonst wirklich nicht. Was hier abgeliefert wird, hat Klasse. Sehr empfehlenswert, selbst wenn man die Songs schon kennt. Genrefreaks können bedenkenlos einen Punkt hinzufügen.

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10.11.2006

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