Kambrium - Shadowpath

Review

Galerie mit 23 Bildern: Kambrium - Metal Frenzy Open Air 2023

„Shadowpath“ ist sicherlich nicht das beeindruckendste Metalkunstwerk, das dieses Jahr aus Deutschland kommt, aber es zeigt, dass man mit einem anständigen Geschmack, Anspruch an sich selbst und einem mehr als talentierten Songwriter und Bandkopf (hier Keyboarder und Tuomas Holopainen-Double Jan Hein) schon mit dem ersten Wurf sehr weit kommen kann.

KAMBRIUM positionieren sich mit dieser Eigenproduktion irgendwo zwischen TURISAS-Epik („Feuer gegen Feuer“), EMINENZ-Charme („Among The Lost“), AMON AMARTH-Drive, ORDEN OGAN-Pathos, MACHINAE SUPREMACY-Chipsoundspielerei und NIGHTWISH-Emotion („Hollow Heart“, „Hiding In Sorrow“). Das klingt zusammengewürfelt, funktioniert aber im Endeffekt ausgezeichnet. Ihr Stil ist nicht anbiedernd, mit seiner Mischung aus etwas angestaubtem melodischen Death Metal ohne jeden Coreeinschlag, einem Schuss modernem Power Metal, etwas Pagan Metal, einer dauernden Synthesizer-Begleitung (bis zu Beethoven-Zitaten!) und ganz latenten Black Metal-Einflüssen aber auch nicht zu eigen. Grob würde ich das in den Bereich „Dark Metal“ einordnen, mit ein paar rhythmischen Riffs und Breaks dazwischen – und jeder Menge großer Bang- und Mitsingparts.

Spielerisch sind die Helmstedter absolut auf der Höhe und geben sich an keiner der Fronten die geringste Blöße. Nur der eigentlich recht variable, aber etwas farblose Gesang könnte ein bisschen mehr Profil vertragen (und weniger bis keine Cleanparts bitte!). Die Produktion aus dem bezahlbaren, aber einigermaßen renommierten Metalsound-Studio ist organisch und authentisch und zeigt KAMBRIUM von ihrer bestmöglichen, aber immer noch ehrlichen Seite. Die Aufmachung, wenn auch schrecklich computergeneriert, geht trotzdem ebenfalls in Ordnung.

Um es ganz klar und kurz zu sagen: KAMBRIUM machen als einige von sehr wenigen Demobands, die ich in den letzten Jahren gehört habe, wirklich fast alles richtig. Für die ersten Ränge reicht es nur deshalb noch nicht, weil die fünf Jungs ihre Songs nicht immer 100%ig zielsicher aufbauen, hier und da noch einen Spannungsbogen verbocken („Thanatos“) und die einzelnen Soundbestandteile noch etwas nebeneinander herlaufen. Mit etwas mehr Erfahrung, mehr Homogenität und dem Mut, auch Ideen auszusortieren und einen individuelleren Weg zu beschreiten, haben KAMBRIUM das Zeug, noch ziemlich weit zu kommen.

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12.07.2011

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1 Kommentar zu Kambrium - Shadowpath

  1. der sagt:

    Der Sound ist recht gut, die technischen Fertigkeiten auch, an der Unentschlossenheit, welchem Stil man frönen möchte, störe ich mich hingegen. Im Gegensatz zum Rezensenten gefällt mir „Thanatos“ recht gut. Die Gesangsparts kranken in der Tat an ihrer Gleichförmigkeit trotz des Bemühens um Abwechslung. Da wäre natürlich mit ein wenig technischer Hilfe hier und da durchaus mehr rauszuholen gewesen. Das dumpfe Gebelle steht weder Sänger noch Band, es ist weder aggressiv noch hebt es von der Masse ab. Wenn der Gesang iins schwarzmetallisch Gekreische geht, mundet mir das Ganze besser. Zum Klargesang sei gesagt, daß mir hier schlicht und einfach die Übung zu fehlen scheint, die Stimme an sich ist gut. Ein paar Gesangsstunden nehmen und das Ganze wird weniger aufgesetzt klingen!
    Als besten Song empfand ich das schmissige „Dewfall“, das würde ich als Anspieltip nennen. Insgesamt ein erfreuliches Debut!

    6/10