Du bist in Sachen Metal ein absoluter Traditionalist? Möglichst unbehandelter Retro-Sound ist genau Dein Ding, moderne Produktionen mit fettem Klang sind Dir ein Graus? Death Metal geht für Dich nur ohne das böse Wort „Melodic“ davor, vielleicht mit Ausnahme von DISSECTION? Keyboards, Orchester und Chöre haben für Dich absolut nichts im Metal verloren? Dann werden „Dawn of the Five Suns“, das vierte Werk von KAMBRIUM, und Du wohl in diesem Leben keine Freunde mehr. Alle anderen, die wissen möchten, ob die Band nach drei starken Longplayern noch eine Schippe drauflegen kann, sollten aber unbedingt weiter lesen.
KAMBRIUM – Maya-Mythologie mit Breitwand-Sound
Irgendwie ist es ja müßig darüber zu debattieren, ob ein relativ glatter Sound mit unendlich vielen Spuren voller genrefremder Instrumente nun ok ist, oder einfach gar nicht geht. KAMBRIUM interessiert diese, sich im Kreis drehende Diskussion herzlich wenig, wie sie übrigens auch in unserem Interview zum neuen Album „Dawn of the Five Suns“ verraten. Die Jungs aus der brodelnden Metal-Metropole Helmstedt (höhö) haben einfach Bock auf epischen Sound. Statt um die quasi ständig besungenen skandinavischen Gottheiten, dreht sich das Konzept des Albums um die Mythologie der Maya. Durch die sparsam, aber wirkungsvoll eingesetzten Samples und einige orientalische Instrumente gelingt es, die Welt der südamerikanischen Regenwälder auch stimmig zu vertonen.
Im Vergleich zu den Vorgängern ist der Folk-Anteil in den Melodien ein wenig zurück geschraubt worden. Quasi weniger ENSIFERUM und mehr WINTERSUN-Breitwand-Sound. Ähnlichkeiten zu deren „Time I“ tauchen auch immer wieder auf. Insgesamt wurde sich offenbar mehr auf schlüssiges Songwriting konzentriert. Vor allem die epischen Chor-Refrains, mehr als einmal an ORDEN OGAN erinnernd, die sich fast in jedem Song finden lassen, zünden sofort und reißen mit. Tatsächlich ist das allerdings auch einer der wenigen Kritikpunkte, da eine starke Ähnlichkeit der einzelnen Stücke untereinander dadurch nicht von der Hand zu weisen ist. Gegen Ende leitet das Instrumental „Nocturnal Woods“ allerdings noch einmal einen Albumteil ein, in dem der Härtegrad deutlich ansteigt und einige Songstrukturen aufgebrochen werden. In „Blood Soaked Goddess“ tritt die Death-Metal-Basis der Band am deutlichsten zu Tage, selbst ein wenig Black-Metal-Riffing gibt es hier zu hören.
Der richtige Sound für ein solch aufwändiges Unterfangen ist vermutlich eine der größten Herausforderungen. Kristian Kohlmannslehner, der in der Vergangenheit u.a. auch bereits für diverse Alben von POWERWOLF verantwortlich zeichnete, meistert diese hervorragend. Obwohl extrem viel passiert, lässt sich selbst aus den größten Soundwänden jedes Instrument heraushören und die Gitarren müssen im Mix nicht die Segel gegenüber der mächtigen Orchesterfraktion streichen. Lediglich die Keyboards, die einige Gitarrensoli untermalen (u.a. in „Dawn of the Five Suns“ und „Lord of Mictlan“) klingen leider mehr als einmal arg dudelig.
Einfach tolle, packende Songs – „Dawn of the Five Suns“
Mit „Dawn of the Five Suns“ gehen KAMBRIUM konsequent ihren eingeschlagenen Weg weiter – ein Weg, der sie zu einem der nächsten „großen Dinger“ im Bereich des epischen Metal heranwachsen lassen dürfte. Wer mit EQUILIBRIUM etwas anfangen kann, aber einfach weniger Sauflieder und mehr Death Metal hören möchte, wird hier großartig bedient. Einige werden sicher wieder mit „Wackenisierung des Metals“ oder ähnlichem kommen, aber letztlich geht es doch einfach um tolle, packende Songs, die es hier im Überfluss gibt. Die Venues, in denen KAMBRIUM spielen, dürften in nächster Zeit um einiges größer werden, und das sicher nicht zu Unrecht!
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