Kall - Brand

Review

Soundcheck Juni 2020# 18

KALL sind zurück – Die Reinkarnation von LIFELOVER zeigt auf ihrem zweiten Full-Length-Album „Brand“ mehr Indie und Bombast denn je. Vor gut fünf Jahren haben die Schweden zuletzt von sich hören lassen. Umso besser, dass sie sich dieses Jahr mit einer hörenswerten Scheibe am dunklen und tristen Depressive Suicidal Black Metal Himmel zurück melden.

Fast schon smooth – KALL

Wer Musik von KALL kauft, weiß, was ihn erwartet. Schleppende, in die Länge gezogene Intros, packende Gitarrenriffs und eine durchweg stechende Tristesse, die mit einer guten Portion Popart schon fast ironisch wirkt. Experimentelle Saxophon-Einlagen und verwirbelte Gitarrensoli unterstreichen das.

„Brand“ ist eine kathartische Erfahrung. Es geht um Schmerz, es geht um Verzweiflung und Stille. All dies mit einer wilden Mischung aus diffusen Wahrnehmungsveränderungen und Resignation. Die eigens titulierte Stilrichtung „Velvet Underground of Black ’n‘ Roll“ kommt nicht von ungefähr. KALL bescheren den Fans ein Crescendo der Ohnmacht, ein Kaleidoskop aus Farben und Lebenslust mit einer Spur Atemlosigkeit und Aufgabe.

Mit Stolz erhobenem Mittelfinger – „Brand“

Wer sich intensiv mit dieser Musikrichtung beschäftigt, weiß, wie komplex und vielseitig die dunkle Seite der Macht sein kann. Nicht jeder versteht sie, nicht jeder mag sie und oft wird sie verkannt. Ähnlich wie ihre Artverwandten APATI und HYPOTHERMIA bewegen sich KALL ganz und gar uneuphorisch. und doch majestätisch im tiefgründigen Gefilde des Metal. Dabei driften sie stetig weiter weg vom Mainstream.

Panikmache am Saxophon

Shoegaze, Post-Rock, charakteristische Akustikparts und Black Metal – das Rezept für KALL und das, was die Fans an LIFELOVER so sehr zu schätzen gewusst haben. „Brand“ bietet sechs knackige Songs, die regelrecht gelesen werden wollen. Nach mehrmaligem Hören wird das ein oder andere Detail erkennbar, das beim ersten Durchgang noch nicht präsent schien.

Der Song „Eld“ ist ein Anspieltipp mit Wärme und Eingängigkeit. Ein Track, der Hymnencharakter besitzt und fast schon als positiver Moment auf dem Album durchgeht. Ein Gegenstück dazu ist „Hide Below“. Darin gewinnt Beklommenheit die Oberhand und bahnt sich mit einsetzender Schwermut ihren Weg in sanften Wellen durch die Melodien.

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11.06.2020

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4 Kommentare zu Kall - Brand

  1. BMKev sagt:

    Wie konnte es jahrelang an mir vorbeigehen, dass es eine neue Band aus der Asche Lifelovers gibt?
    Der Song aus dem verlinkten Video ist wahnsinnig gut, das Album muss auf jeden Fall her.

  2. nili68 sagt:

    >Schleppende, in die Länge gezogene Intros<

    Danke, kann ich mir das Reinhören sparen. Ich vertraue euch da einfach mal.. 🙂

  3. BMKev sagt:

    Prophecy hat überpünktlich geliefert, so konnte ich die Platte schonmal anhören.
    Auch wenn Mitglieder von Lifelover mitspielen, so klingt Kall doch eigenständig und garnicht nach Lifelover.
    Ansonsten unterschreibe ich die Review so, von melodiös rockig bis schleppend und düster wird alles einmal abgegrast und durch die Saxophon-Parts hebt es sich von anderen Bands aus diesem Genre ab. Stellenweise erinnern die Saxophonmelodien sogar an das Spätwerk von David Bowie, was für mich als großen Bewunderer stark rüberkommt.

    Der Griff zur Vinylversion lohnt sich übrigens sehr. Doppelvinyl im Gatefold, durchsichtiges orange und auf der D-Seite ein Etching des Bandlogos, dazu bedruckte Innersleeves. Sehr schönes Sammlerstück

    8/10
  4. elLargo sagt:

    Grandioses Werk. DSBM mit ordentlich blackened Doom Anteil und einem Schuss Post obendrauf 👌🏻 Gitarrenarbeit und Saxophon sind herausragend!

    8/10