Kála - Thesis
Review
Setzen wir uns einmal die Hornbrille auf, krempeln die so schon eng anliegende Hose etwas über den Knöchel und kraulen uns gedankenverloren den schnieken Vollbart. Wie sagte Hermann Hesse doch einst? „Es ist ein alter Gedanke: je schärfer und unerbittlicher wir eine These formulieren, desto unwiderstehlicher ruft sie nach der Antithese.“
Der Devise folgen die fünf Tiroler Post-HCler KÁLA mit ihrer neuen EP „Thesis“. Dort berichten sie in fünf Tracks von Lebensumständen und emotionalen Verwicklungen der beiden fiktiven Protagonisten Emil und Helena, denen jeweils ein Song gewidmet wurde. Im einführenden „Monologue“, zu welchem auch ein sehr gut gelungenes Musikvideo gedreht wurde, legen die Ösis gleich richtig los: Treibende Drums, ranziger Bass und Gitarrenmelodien, die ohne Postrock-Einflüsse locker traditionell punkig auf die Zwölfe geben könnten. Dazu brüllt sich der Shouter noch die Seele aus dem Leib, bis zum Schluss die Instrumente nacheinander aussteigen. Final steht nur noch ein leises „Let them starve to death!“ in der Luft.
Die beiden nachfolgenden Tracks „Emil Sinclair“ und „Tristesse“ bilden eine thematische Einheit, wobei letzterer womöglich der vielfältigste der Platte ist, mal schnell und aggressiv, dann langsam und melancholisch. Mit „Helena“ und „Disconnected“ beenden wir den Trip, der Schlusssong nochmal mit leicht unerwartetem Ohrwurmcharakter. Für eine gerade einmal zwei Jahre andauernde Bandgeschichte eine bemerkenswert starke Platte, die KÁLA da geschaffen haben. Vielleicht stimmt ihre Musik nicht vollständig mit ihrem Selbstverständnis „Mean songs, mean guys“ überein, das man auf ihrer Facebookseite finden kann, gelungen ist sie allemal.