Kain - Omega

Review

2010 schrieb Ex-Kollege Herr B. über das Debüt der Würzburger KAIN: „‚Weltenfluch‘ ist einfach ziemliche Grütze, die ich mir nicht noch einmal freiwillig anhören werde. Technisch ist das zwar alles weitestgehend in Ordnung, musikalisch aber inkohärent und irgendwie ganz schön albern.“
Ganz so schlimm würde ich das in Bezug auf den neuen Streich der Band, „Omega“, dann nicht sehen, aber in einem gebe ich meinem Vorredner Recht: KAIN sind eine Band, die durchaus ihre Instrumente zu bedienen, aber letztlich nichts wirklich Großartiges daraus zu machen weiß.

Dabei liest sich das mitgesendete Promoheft (hier hat sich wirklich mal jemand Mühe gegeben, dem Reviewer möglichst viele Infos auf möglichst ansprechende Weise zukommen zu lassen – Lob dafür!) vielversprechend: Das bereits erwähnte Debüt „Weltenfluch“ wurde direkt über ein Label (Düsterwald Produktionen) veröffentlicht, es folgten (neben Line-up-Wechsel) Auftritte mit größeren Namen wie CRYPTOPSY, DORNENREICH, NAPALM DEATH und EISREGEN und jetzt die Demo „Omega“, welche eigentlich das nächste Album darstellen sollte, nun aber erstmal für die Suche nach einem neuen Label herhalten muss.

Darauf gibt es nach wie vor eine Mischung aus Black Metal und Melodic Death Metal zu hören, der zwar nicht ganz so inkohärent daherkommt, wie – glaubt man Herrn B. – auf „Weltenfluch“, allerdings auch nur bedingt zu überzeugen weiß. So ist „Omega“ ein auf und ab, es gibt definitiv den einen oder anderen Höhepunkt wie das zwar nicht großartig innovative, aber immerhin gut groovende „Freiheit ruft“ (inklusive EISREGEN-Gedächtnis-Refrain) oder das FALCO-meets-Metal-Cover „Out Of The Light“, aber oft wirkt das Material auf „Omega“ auch recht zäh und ein bisschen lustlos. Apropos EISREGEN: Der Vergleich mit den Thüringer Splatterfreunden hinkt auf musikalischer Seite zwar ein wenig, aber zumindest textlich bewegen sich KAIN ungefähr auf deren Niveau – nicht inhaltlich, aber was seltsame Zeilensprünge und Metrikversuche angeht. Kann man drüber weghören, muss man aber nicht.
Ansonsten gibt es einige Parallelen zu GRAVEWORM und Konsorten zu hören, darüber hinaus scheint der Keyboarder ein großer Freund der frühen DIMMU-BORGIR-Alben zu sein, schafft es aber nicht, mit seinem Instrument auch nur annähernd ähnlich intensive Atmosphäre-Teppiche zu legen wie die Norweger auf „Stormblåst“ oder „Enthrone Darkness Triumphant“ – dafür fehlt es zu sehr an Fingerspitzengefühl in Sachen Songwriting und an Feeling in Sachen Produktion. Stichwort Produktion: Die geht für eine Eigenproduktion zwar in Ordnung, lässt aber einfach die oft zitierten Ecken und Kanten missen und wirkt daher ein bisschen zu glattgebügelt.

Unter’m Strich hat man definitiv schon schlechtere Alben gehört und „Omega“ ist sicherlich auch kein kompletter Rohrkrepierer. Für ein wirklich gutes Album fehlt es aber noch an allen Ecken – intensiver, wuchtiger und noch etwas ausgefeilter muss es sein. Dann klappt’s auch mit dem Label.

 

P.S.:

Mittlerweile hat die Band in MDD ein Label gefunden, welches das Album im Mai re-releasen wird. Dieses wird mit leicht überarbeiteten Titeln („Intro“ und „Outro“ werden zu „Einklang“ und „Ausklang“, das Instrumental wurde zu „Das Blut der Sonne“) kommen, aber ansonsten nicht großartig verändert sein.

10.05.2012

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