Es bleibt die Frage, ob Gan-Shin Records alias Universal die im Promoschreiben als „Überflieger“ titulierten KAGEROU auch noch in Europa rausgebrachte hätten, wenn die Band ihre Trennung etwas früher verkündet hätte. Zwar war die Truppe eine der ersten, die in Deutschland Konzerte gab und bereits bei Rock Am Ring und Rock Im Park spielte, aber im Bereich der Fanstärke war man den bisherigen Gan-Shin Bands DIR EN GREY, DESPAIR’S RAY oder HYDE doch recht unterlegen. Und auch das neue Album „Kurohata“ bestätigt: Es ist nicht alles Gold, was mit Rasierklingen glänzt.
Obwohl der erste Eindruck eigentlich ein völlig anderer ist. „Lily“ legt gut vor und präsentiert sich als erschreckend sommerliche Alternative-Nummer. Überhaupt ist es kein Zufall, das KAGEROU im Vergleich zu vielen anderen japanischen Bands mit nur einem Gitarristen auskommen: So richtig gerifft wird nämlich ziemlich selten. Viel öfter sorgt Bassist Kazu für tiefe filigrane Bassspuren (die durchaus als größte Stärke der Platte angerechnet werden können), über die funkige E-Gitarrenspuren gelegt werden und dem ganzen eine groovige Note geben. Darf Gitarrist Yuana auch mal die tieferen Saiten seiner Schlachtaxt benutzen, geschieht dies oft auf äußerst rocknrollige Art und Weise (Beispiel: „Baito no Yuuutsu“) und jeder Menge Hektik. Und würde dieses Konzept aufgehen, hätten KAGEROU als funkige Alternative zu den restlichen härteren Gan-Shin Bands, durchaus eine musikalische Daseinsberechtigung.
Leider verliert sich die Platte aber nach den ersten Songs in nichtssagendenderen Melodiefragmenten und einem ziemlich unoriginellen J-Rock Einheitsbrei. Darunter befinden sich zwar immer noch einige coole ausgekniffelte Passagen (und die erwähnten hochwertigen Bassspuren), aber im Großen und Ganzen schafft die Platte nur selten wieder, das Niveau des Anfangs zu erreichen. Warum alle J-Rock Balladen gleich klingen müssen, ist mir auch ziemlich unverständlich („Kusatta umi de oborekaketeiru boku wo sukettekureta kimi“), aber zumindest kann sich so die Qualität gegen Ende der Platte noch etwas steigern. Wirklich gut wird sie dadurch aber trotzdem nicht. Trotz einiger starker Songs also nur Durchschnittsware als letztes Fragment einer überpopulären Band.
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