KÄRTSY - AWay

Review

„aWay“ ist das zweite Soloalbum von KÄRTSY, dem Frontmann, Sänger, Hauptsongwriter und Aushängeschild der finnischen 90er-Jahre-Crossoverstars WALTARI. Die haben 2009 ihr letztes reguläres Album veröffentlicht, und somit hätte man als Fan eher aus dieser Richtung neuen Stoff erwartet. Wobei KÄRTSY eigentlich jedem Album seinen Stempel aufdrückt, und dann ist natürlich die Frage berechtigt, worin sich denn sein Soloalbum grundlegend von einem regulären Album seiner Hauptband unterscheidet.

Es gibt diese Unterschiede auf „aWay“, wenngleich erstmal die Gemeinsamkeiten auffallen. Da ist der einzigartige Gesang von KÄRTSY zu nennen, der naturgemäß hier wie dort die Musik prägt, sowie der Sinn für Melodien und gute Hooklines. Mancher wird das Poppigkeit nennen, aber das ist durchaus positiv zu sehen, denn die Songs auf „aWay“ sind eingängig wie Hulle. Außerdem sind sie extrem gut tanzbar, was ja auch ein Markenzeichen seiner Hauptband ist. Der Unterschied ist somit am ehesten, dass KÄRTSY bei den Songs seines Soloalbums die straighte Rockigkeit ins Rampenlicht stellt, während ein WALTARI-Album stets ein Parforceritt durch verschiedenste Stile ist.

(Alternative) Rock statt dem ultimativen Kreuzüber also – klingt „aWay“ denn gewöhnlich, ja vielleicht sogar langweilig? Klare Antwort: nein! Denn, wie gesagt, KÄRTSY versteht sich auf gute, prägnante und tanzbare Musik, und „aWay“ ist voll von eingängigen Songs: Vom straighten Opener „Please Don’t See Me“ über das punkige „Guilty“ bis hin zum mit einem bittersüßen Refrain versehenen „Temptation“. Daneben gibt es einige Überraschungen, wie das mit einer Slidegitarre versehene „Fountain“ oder die Reggae-Anleihen in „Beyond“. Und im abschließenden „Sepford Men“ lebt der rothaarige Sänger seinen Sinn für musikalische Theatralik aus.

Über allem steht aber KÄRTSYs Sinn für gute Musik. Selbst wenn man beispielsweise den etwas unperfekten Gesang im Opener als Minuspunkt ansieht, so ist „aWay“ doch ein Album, das überzeugt. Selbst wenn es hier stilistisch vergleichsweise gesittet zugeht (wie gesagt, WALTARI sind in dieser Hinsicht kompromissloser), bietet doch jeder Song etwas. Vor allem gibt es keine nervigen oder öden Egotrips, die ein Soloalbum ja schon mal auszeichnen kann. Somit macht „aWay“ ziemlich viel Spaß und offenbart ein paar neue Facetten im musikalischen Werk dieses vielseitigen Musikers.

17.09.2014

- Dreaming in Red -

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