KÄRBHOLZ sind, genau wie SERUM 114, immer an mir vorbei gegangen, obwohl sie eigentlich alle Zutaten für deutschsprachige Rockmusik mitbringen, die ich schätze: rauer Gesang, latent punkige Attitüde und harte Riffs. Gerade mit dem Gesang steht und fällt das Genre und worauf man so steht ist schließlich Geschmackssache. Mit „Kontra.“ kommen wir uns nun noch einmal näher.
KÄRBHOLZ sind dagegen
Gut, der Ansatz ist wenig originell, aber solange Black-Metaller noch über den Gehörnten screamen und Death-Metaller über die verschiedenen Formen des Ableben growlen dürfen, können Deutsch- und Punkrocker auch noch die Anti-Attitüde hochhalten. Vor allem, wenn direkt im Opener „Nie wieder“ klar gemacht wird, gegen was man sich richtet. Schöne Ansage gegen den ganzen blaubraun-salonfähigen Rechtsaußenkram, der leider ja unter uns grassiert.
Danach folgen einige, flotte Nummern, die keine großen Überraschungen in dem Genre sind, aber durchaus die ein oder andere Hook produzieren, die sich im Kopf festsetzt. Stücke wie „Niemals fallen“ klingen ein wenig wie das fehlende Bindeglied zwischen HOSEN und ONKELZ. Schön gemütlich wird es, wenn in „Voran“ der Fuß vom Gaspedal genommen wird und Gitarrist Adrian Kühn sein stromloses Instrument gleich auch noch mit Gesang begleiten darf.
„Kontra.“ präsentiert sich vielseitig
Der Punkt im Albumtitel ist übrigens kein Schreibfehler, sondern gewollt, es steht für das Dagegensein. Punkt. Schön daran ist, dass KÄRBHOLZ auf ihrer Dreiviertelstunde Deutschrock nicht einfach dreizehn Mal die gleiche Nummer runterrumpeln, sondern musikalische Variation einfließen lassen und das komplette Spektrum des Genres abdecken. Während „Schlaflos“ auch ein Song der TOTEN HOSEN vor 20 Jahren hätte sein können, packen sie auf „Roter Wein“ auf einmal die Violine aus und spielen ein Stück in bester Ska-Manier. „Easy“ ist dann schon fast eine Dancefloor-Nummer. Das passt irgendwie zur Message des Songs, den eigenen Denkapparat mehr zu benutzen. Auf „Leben und Tod“ steht Matthi von NASTY mit am Mikro.
Deutschrock hat mittlerweile ein ähnliches Problem wie viele Metal-Genres: zu viele Bands, zu viel Beliebiges. Wirklich überzeugt haben in den vergangenen Jahren eher junge Bands wie BRDIGUNG oder EIZBRAND. Auf „Kontra.“ bieten KÄRBHOLZ Nummern mit hohem Identifikationsfaktor für Fans des Genres und sauber gespielt. Dazu kommen die verschiedenen Einflüsse auf den einzelnen Songs, die „Kontra.“ zu einer vielseitigen Angelegenheit werden lassen. Außerdem hat das Album es tatsächlich geschafft: Die Band und ich sind doch noch Freunde geworden.
Wo sind hier eigentlich die „politisch korrekten Leute“, die sonst immer jeden braunen Spritzer an der weißen Weste suchen und finden?
Ich sage nur die Split mit KNOCK OUT, einem Projekt der Rechtsrock Band SLEIPNIR.
Vergangene Geschichten, man schaffte es auf den nicht schwer erklimmbaren Deutschrock-Olymp und klingt wie 1000 andere Bands.
,,Wo sind hier eigentlich die „politisch korrekten Leute“, die sonst immer jeden braunen Spritzer an der weißen Weste suchen und finden?“
BlindeGardine, Stormy ich glaub damit seit ihr gemeint 😀
Was ist denn nun schon wieder, du brauner spritzer?