Kadavrik - Wine Will Turn To Blood Again

Review

Die Wandlung von Wasser zu Wein auf einer Hochzeit in Galiläa gilt als erstes Wunderzeichen Jesu und KADAVRIK aus Wesel spielen mit dem Titel ihres zweiten Silberlings “Wine Will Turn To Blood Again“ offensichtlich auf diese Bibelstelle an, zumal man sich auch im Inneren des Digipacks – wann kommt diese Unsitte endlich aus der Mode? – daran macht, den Sohn Gottes beim Letzten Abendmahl anzuknabbern. Klischee lässt grüßen!

Auch die vom niederrheinischen Fünfer dargebotene Mischung aus Death/Black Metal mit melodischen Keyboardlinien – hier sehr vordergründig und oftmals schon an der Grenze zum Kitsch – ist gefühlt mittlerweile beinahe genau so alt wie das Johannesevangelium und auch im Vergleich zum letztjährigen Vorgänger hat sich im Hause KADAVRIK wenig verändert: Man nehme ein gute Portion DARK TRANQUILITY und frühe CHILDREN OF BODOM, etwas DIMMU BORGIR, eine Prise AMON AMARTH, gebe noch eine neutral gesagt unauffällige Krächzstimme dazu und fertig ist die gesichtslose Allerweltsmischung.
Ja, die Jungs machen ihre Sache handwerklich ordentlich, aber es gibt einiges zu bemängeln: Das Keyboard kleistert einiges zu, die elf Stücke variieren kaum und keines bleibt wirklich hängen – es kommt einem schlicht alles irgendwie viel zu bekannt vor. Zwar gibt es ein paar gut eingestreute Blastparts und eine gesunde Portion Härte – etwa bei “Insight: Down“ und “Random Reality“, den kleinen Höhepunkten der Scheibe –, hier und da ein nettes Gitarrensolo und auch ein wenig Atmosphäre beim mehrstimmigen, mit cleanem Gesang aufwartenden “On The Edge To Loose It All“, aber insgesamt dudelt “Wine Will Turn To Blood Again“ zu sehr, zu gewöhnlich und knallt zu wenig. Es ist deswegen schwer, über die volle Spielzeit des Albums bei Laune zu bleiben, das ist einfach kein gutes Zeichen.
Die hochtrabend im Albumtitel angesprochene Verwandlung des Weines in Blut hat also offenbar nicht stattgefunden, denn die Chose hier wirkt einfach zu blutarm – jedenfalls gemessen am vollmundigen Titel. Jetzt kann man argumentieren, dass KADAVRIK doch ihre Instrumente ganz fein beherrschen und die Produktion auch gut ist – ja, und? Das bekommen ungefähr 4730 andere Bands in diesem vollkommen überlaufenen Genre auch hin und dafür muss man somit auch lange noch nicht mit guten Bewertungen um sich werfen. Irgendetwas Neues, Unerwartetes, ja Überdurchschnittliches kann man hier wie die Petrus-Makrele im See Genezareth suchen.

Was gibt es also für ein handwerklich sauberes Album ohne Anflug von Innovationen und Überraschungen?

29.11.2009
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