Just Before Dawn - Tides Of Blood

Review

Hat es Dave Ingram (ex-BENEDICTION u.v.a.) eigentlich immer noch drauf? Klar, möchte man sagen, das beweist er ja eindrucksvoll bei DOWN AMONG THE DEAD MEN. Aber kann er auch nochmal den typischen BOLT THROWER Sound wie bei seinem dortigen Gastspiel auf „Honour Valour Pride“ eindrucksvoll mit seinem Organ veredeln? JUST BEFORE DAWN liefern mit „Tides Of Blood“ die eindeutige Antwort. Und Dave (nun auch frisch bestätigt als neuer Hauptsänger und Vollzeit-Mitglied von JBD) growlt hier wie ein alter Gott, seine Stimme hat absolut nichts an Kraft und Wucht eingebüßt.

JUST BEFORE DAWN gehen sofort ins Kleinhirn und walzen dort alles nieder

Aber auch die anderen Gastsänger machen einen richtig guten Job und bereichern das Gesamtbild dieser Scheibe absolut. Ob nun Matias Nastolin (DECAYING), Ralf Hauber (REVEL IN FLESH), Mattias Parkkila (MALFEITOR), Teddy Möller (HEXED), Jocke Mikiver (CRAWL) oder aber die Jungs von WOMBBATH, jeder von ihnen trägt einen wichtigen Teil zum Gelingen dieser Scheibe bei.

„Tides Of Blood“ weckt natürlich auch Assoziationen zu MEMORIAM, logisch. Doch diese schwedisch-britische Kollaboration hier ist eigentlich noch näher dran am „Original“ als ihre Kollegen von der Insel. Grob gesagt liefern diese Spießgesellen einen BOLT-THROWER-Cocktail mit etwas ASPHYX und BENEDICTION angereichert. Wobei man jedoch schon etwas melodischer als die genannten Kapellen unterwegs ist. Aber JUST BEFORE DAWN klingen durchaus nicht nur nach altem Todesblei, sondern teilweise auch mächtig nach DESERTED FEAR. Das fällt vor allem bei „Market Garden“ und „Bombs Over Bremen“ auf, ist aber auch ziemlich logisch, wenn man die gleichen Einflüsse hat.

Der Auftakt der Scheibe ist zunächst allerdings schon etwas irreführend. Meeresrauschen, Akustik-Gitarre, häääh, was ist denn hier bitte los? Dann folgt ein düsterer Sprechpart und Maschinengewehr-Salven setzen ein, aha, nun wird so langsam Death Metal draus. Und gleich der Opener „Day Of Days“ bündelt dann mal das Konzept von JUST BEFORE DAWN in einer mächtigen Dampfwalze. Das ist ganz einfach brutal schwer drückender, aber stets eingängiger Midtempo Old School Death, passend untermalt von Dave‘s unvergleichlichem Organ. Und von gelegentlichen Tempoausbrüchen und wunderbaren melancholischen Passagen abgesehen bleibt man bei dieser Linie über die gesamte Scheibe hinweg. Die Jungs ziehen ihr Konzept gnadenlos durch. Das ist einerseits bewundernswert, doch andererseits hätte man an mancher Stelle schon noch einen drauf setzen können. Denn die eine oder andere Tempoverschärfung mehr hätte es einerseits schon sein können. Aber sei es drum, andererseits walzt „Tides Of Blood“ auch so stoisch alles nieder, Gas geben hat diese Wucht kaum nötig. Und so geht es ohne Atempause bis zum epischen Abschluss-Brocken „In The Depth Of War (Outro – Declaration War)“, dessen Ausklang im gleichen Stil wie das Intro den Reigen gekonnt beschließt.

JUST BEFORE DAWN mit einem schweren düsteren Ohrenschmaus

Natürlich kommen einem hier beim Hören immer und immer wieder BOLT THROWER in den Sinn, da kann man absolut nichts dagegen machen. Und vielleicht legen sich JUST BEFORE DAWN hier selber ein etwas zu enges Korsett an, auch wenn das im Großen und Ganzen schon prima passt. Aber jaja, so sind halt die Schreiberlinge, suchen gerne das berühmte Haar in der Suppe, die eigentlich vorzüglich schmeckt.

Dennoch, auch wenn „Tides Of Blood“ alles in allem absolut stimmig ist, nutzt sich das Konzept im Laufe der Scheibe dann doch ein kleines bisschen ab, da fehlt eben doch der eine oder andere Tempowechsel. Ein gutes Beispiel für diese These ist auch der Titelsong. Der startet bockstark im schwersten Schlepp-Modus und bleibt auch dann herrlich doomig. Am Ende geht aber dieser Nummer vielleicht ein kleines bisschen die Luft aus.

Aber trotz allem, wir leben in einer guten Zeit, zumindest was die Musik anbelangt. Denn der gute alte Death Metal wächst und gedeiht wieder, erfreut sich bester Gesundheit. Und das dem zum Glück so ist, haben wir ganz sicher auch einer Scheibe wie „Tides Of Blood“ von JUST BEFORE DAWN zu verdanken. Die  ist nämlich einfach nur 110% Old School, von A bis Z, ohne den Ansatz eines Kompromisses oder gar die Spur von Innovationen. Wer sich also zwischendurch gerne mal von einer Death-Metal-Walze überrollen lässt, der ist bei JUST BEFORE DAWN genau an der richtigen Adresse. Denn diese Band planiert einem dermaßen gepflegt die Gehörgänge, dass man anschließend trotz langsam einsetzender Taubheitserscheinungen dennoch wieder Repeat drückt.

18.04.2018

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8 Kommentare zu Just Before Dawn - Tides Of Blood

  1. svrtrs sagt:

    Honour – Valour – Pride? Oder sind meine Ohren abgeknickt und da klingt jemand wie Dave heißt aber in Wirklichkeit Susanne?

    1. SaGi sagt:

      Ich hab auch vor Schreck die „Honour – Valour – Pride“ rausgekramt und noch mal nachgeschaut.
      Definitiv ein Dave!

  2. Dor Leo sagt:

    Just before Dawn hatte ich bisher gar nicht auf dem Schirm, ging wohl an mir vorbei. Die hab ich bisher total verpennt. Der Song macht mal so richtig Laune auf mehr. Trotz Old School Stempel kommt JBD dabei kein wenig altbacken rüber. Auch ich hatte sofort Benediction, Asphyx und Bolt Thrower im Ohr. Das Album wird sicher gekauft wenn auch nicht unbedingt als Kassette… hihi …geile Idee trotzdem.
    Also vielen Dank für die Rezension wäre ich sicher nicht allein drauf gekommen.
    So ….hab noch was aufzuholen.

  3. DieBlindeGardine sagt:

    Kannte die auch gar nicht, hab gleich mal in die ersten beiden Alben reingehört, das bumst ja ordentlich.

  4. Hägar sagt:

    da ist der reviewer leider fehlinformiert. ingram singt definitiv auf honour valour pride

  5. Autsch…Aua!!! Der Lapsus war jetzt aber mal richtig peinlich, ganz ehrlich…
    Danke fürs Aufpassen liebe Gemeinde!
    Und falls jemand einen Hinweis zum Aufenthaltsort dieser mysteriösen Susanne hat, bin für jeden guten Tipp dankbar.

  6. daniel sagt:

    gott hab ich die geile stimme vermisst !!! pflichtkauf !!! danke für die info !!

  7. Dor Leo sagt:

    Geil! Die Scheibe wächst und wächst.
    Brettert andauernd durch die Anlage, macht mal richtig Laune.