Jupiter VI - Back From Mars

Review

Wer genau sich hinter JUPITER VI verbirgt, bleibt im Dunkeln. Der Beipackzettel spricht von DELIVERANCE-Leader Jimmy P. Brown, der in den Credits jedoch nur als Produzent auftaucht. Statt dessen taucht hier als Songwriter, Gitarrist und Sänger ein Peter Braun auf, was angesichts der Bandherkunft und des laienhaften Umgangs mit der deutschen Sprache (siehe unten) reichlich unglaubwürdig wirkt. Vermutlich greift Herr Brown also auf ein germanisiertes Pseudonym zurück – und auch die Namen der übrigen Bandmitglieder klingen teilweise nicht danach, als würden sie tatsächlich auf irgendeiner Geburtsurkunde vermerkt sein.

Warum also dieses Versteckspiel? Will man eventuelle, die Verkaufszahlen steigernde Verbindungen zur Hauptband vermeiden? Oder schämt man sich etwa für das Machwerk, das unter dem Titel „Back From Mars“ firmiert? Letzteres mag man durchaus argwöhnen, wenn man einmal genauer in die Songs hineinhört. Hier klingt vieles reichlich halbgar und über die ein oder anderen schiefen Klänge in Stimme und Klampfe kann man auch dann nicht hinwegsehen, wenn man seine Rockmusik am liebsten dreckig und ungehobelt mag. Hinzu kommen einige unausgereifte Stücke („Corporate Stiff“, „All Day And All Of The Night“), die schon beim zweiten Hördurchgang extrem nerven.

Warum man sich ausgerechnet für ein Space-Image entschieden hat und dieses fest in den Texten und dem hässlichen Cover-Artwork verankert, bleibt unverständlich, bewegt sich die Musik doch durchgehend auf terrestrischem Boden. Lediglich im balladesken „Lucidia“ schwingt man sich zwischenzeitlich mit einem David-Gilmour-Gedächtnissolo in höchste Sphären hinauf, die sterile Kälte des luftleeren Raumes erspart man sich selbst jedoch glücklicherweise.

Dass dieses Album kein kompletter Flop ist, liegt vor allem an der frischen Art, mit der hier Elemente der 70er und 80er zitiert werden und mit moderneren Rock-Klängen aus der Indie- und Alternative-Ecke zu einem interessanten Crossover-Sound vermischt werden. Da schreckt man auch nicht vor Sprechgesangpassagen zurück und nimmt starke Anleihen an Stoner- und Rotzrock. So kommen Lieder wie „Mimes XIII.II“ oder „Passions“ hervorragend rüber und bilden die Highlights eines ansonsten eher unterdurchschnittlichen Albums.

Als Bonus-Gimmick und Dankeschön an die Unterstützung aus Good Old Germany gibt’s noch eine deutschsprachige Version des Titelsongs mitgeliefert. Was eigentlich gut gemeint ist, stellt sich aber als tierischer Schuss in den Ofen heraus, denn was auf dem Backcover als „Zurich Von Mars“ aufgeführt ist, leidet nicht nur unter einem mehr als schrecklichen Akzent, der dem Stück einen unfreiwilligen Comedy-Faktor verleiht. Der Text stellt sich zudem als grausames, sinnentleertes Geholper heraus, für das sich heutzutage jedes bessere Online-Übersetzungs-Tool in Grund und Boden schämen würde. Vielleicht hätte man hier jemanden fragen sollen, der sich damit auskennt.

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16.11.2008

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