Judas Priest - British Steel

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

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Auch wenn JUDAS PRIEST während der Veröffentlichung dieses Albums schon fast zehn Jahre bestanden, so ist ‚British Steel‘ doch das Album, welches die Band am stärksten definiert, als Teil der NWoBHM. Natürlich kam das nicht über Nacht. Schon einige Jahre vorher begannen die Priester damit, sich in ihre weltberühmten Leder-Kluften zu zwängen und auch schon Songs wie ‚Exciter‘ stellten eine Radikalisierung des vorhergehenden Siebziger-Rocks da. Der Erfolg dieses sechsten Studioalbums lässt sich vielmehr durch das Veröffentlichungsjahr erklären.

„British Steel“ auf Hochkonjunktur

Am gleichen Tag erschien das Debüt von IRON MAIDEN, ‚Wheels Of Steel‘ elf Tage vorher und elf Tage danach schließlich ‚Heaven And Hell‘. Dazu kamen noch andere Klassiker wie ‚Lightning To The Nations‘ oder ‚Ace Of Spades‘ in dem Jahr heraus. All diese Alben kumuliert, haben durch ihre Gleichzeitigkeit die NWoBHM in Gang gesetzt und damit Generationen von Musikern beeinflusst, ganz unabhängig von der Frage, ob es denn das „metallischste“ Album der Diskografie ist, denn bei den Priestern dürfte dieser Titel wohl „Painkiller“ einheimsen.

Bei alldem sollte man aber nicht aus den Augen verlieren, dass „British Steel“ tatsächlich schon viele metallische Elemente hat: Mit ‚Rapid Fire‘ gibt es einen schnellen Einstieg, das stampfende ‚Metal Gods‘ greift die Genre-Bezeichnung auf und ‚Grinder‘ punktet vor allem durch diesen schroffen Gitarren-Sound. Dies zieht sich quer durch das Album. Natürlich kommen auch noch die Texte hinzu. Mit ‚Breaking The Law‘ haben sie einen definierenden Hit geschaffen, in dem sie das rebellische Lebensgefühl oder zumindest die Attitüde ihrer Hörer gut eingefangen haben. Ähnlich wie in ‚You Don’t Have To Be Old To Be Wise‘, wo die Müdigkeit von den Moralpredigten der Elterngeneration deutlich wird.

Das wird man doch noch spielen dürfen.

Auch ungewöhnlichere Klangfarben halten auf ‚British Steel‘ Einzug: Mit ‚United‘ werden hymnische Elemente in den Sound eingeführt. ‚Living After Midnight‘ fällt durch seine lockere Party-Stimmung aus dem Rahmen. Besonders auffällig sind aber die eingesetzten Soundeffekte: Das Donnergrollen, das klirrende Glas oder die Polizeisirenen. Damals alles noch handgemacht. Erwähnenswert ist noch, dass die Soli hier noch gar nicht so stark ausgeprägt waren. Das längste in ‚Grinder‘, aber sonst bleiben oft nur einige Sekunden für Gequietsche. Die ikonischen Gitarrenduelle zwischen K. K. Downing und Glenn Tipton kamen erst später.

Metal Gods?

„British Steel“ gehört zweifelsohne zu den wichtigsten Alben von JUDAS PRIEST und damit auch der NWoBHM. Hier hat das Quintett um Rob Halford diese Bewegung entscheidend definiert, bezüglich Sound und Attitüde. Es brauchte allerdings noch einige Jahre bis dies auf „Screaming For Vengeance“ zur Perfektion getrieben wurde. So kommt man leicht zu dem Schluss, dass ein gutes Album aufgrund seines Einflusses zu einem alles überstrahlenden Meisterwerk hochstilisiert wurde.

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6 Kommentare zu Judas Priest - British Steel

  1. BlindeGardine sagt:

    Was soll man sagen, Referenzwerk halt. „United“ ist als Fußball-Hymne des Albums so etwas meh und „Living after Midnight“ hat sich über die Jahrzehnte auch etwas abgenutzt, aber insgesamt der verdiente Klassiker. Und „Breaking The Law“ hat einfach mal eins der unterhaltsamsten und beklopptesten Videos der Metalgeschichte. Wenn das Original wie Satire wirkt 😉

    9/10
  2. der holgi sagt:

    Wat bin ich froh das ich damals das Video zu Breakin the Law nicht kannte, kaum auszudenken was das mit meiner musikalischen Sozialisation gemacht hätte 😀

    1. BlindeGardine sagt:

      Ach komm das ist doch großartig. Bemerkenswert auch wie Downing und Tipton mit ihren Gitarren die Geiseln in Schach halten und den Safe knacken, Halford ihnen die „keiner bewegt sich, keiner wird verletzt“ Rede vorträllert und Ian Hill das macht, was er schon immer gemacht hat und auch immer machen wird: unbeweglich in einer Ecke stehen und den Bass spielen.

  3. nili68 sagt:

    Naja, so fing halt alles an (unter anderem). Ohne sowas würde es Metal, wie wir ihn heute kennen, nicht geben. Auch wenn ich das nicht höre, verdient das Respekt, das hab‘ ich so auch schon immer gesagt. Eine Note aus heutige Sicht wäre unfair..

    1. nili68 sagt:

      Das bringt mich wieder etwas wehmütig in’s philosophieren. Damals war der Metal noch Boden für ungeahnte Möglichkeiten und Kunst hin oder her, beim Metal geht’s halt schon zum Großteil um Härte, Power und so. Sonst hätte man ja beim Blues oder Rock ’n Roll bleiben können und da experimentieren. Was soll aber jetzt noch kommen, nach Brutal Death , Slam und so? Der Kick, etwas wirklich neues gehört zu haben, hat sich wohl erledigt. Irgendwann ist halt das Ende der Fahnenstange erreicht. Das hinterlässt so’n Feeling wie „zu spät geboren, um die Welt zu erforschen, aber zu früh, um das Universum zu erforschen“..

      1. ClutchNixon sagt:

        Eigentlich sollte ich dein Baiting nicht bedienen, aber sei es drum: Was für ein phänomenaler Schwachsinn mal wieder 😂