Unglaublich, aber wahr: JUDAS PRIEST (ja, das sind die Typen rund um Glatzkopf-Furie Rob Halford) präsentieren der verehrten Metal-Gemeinde anno 2009 wieder einmal einen neuen Output. Ganz so neu ist das ganze Material dann aber doch wieder nicht, handelt es sich doch bei „A Touch Of Evil: Live“, wie der Name schon sagt, um ein Live-Album der britischen Metal-Institution. Seit dem ersten Weggang von Frontkönig Halford, der bekanntlich durch den „Ripper“ Owens kompensiert wurde, ranken sich um neue Veröffentlichungen der Priester immer wilde Spekulationen und oft genug sorgt ein Album des Fünfers für lang anhaltende Diskussionen in der Fan-Schar. Nach dem umstrittenen „Nostradamus“-Konzeptalbum, das die Nation in zwei Teile gespalten hat, werden die Kontroversen auch mit dieser Scheibe mit Sicherheit weiter gehen. Das Problem dabei ist aber, dass die Scheibe trotz allem wunderbar verkauft werden wird. Das soll kein Vorwurf sein, absolut nicht, nur muss man diese Scheibe objektiv betrachten und sich nicht vom Legenden-Status der Priester einschüchtern lassen. Kommen wir nun aber zum Gebotenen:
Los geht es mit dem mächtigen Einsteiger „Judas Rising“ vom Reunion-Album „Angel Of Retribution“. Der Song hat mir schon damals nicht wirklich gefallen. Auch wenn die Live-Version um einiges knackiger und befreiter klingt und als Opener bei Konzerten sicherlich gut funktioniert, kann ich mich mit dem Titel noch immer nicht wirklich anfreunden. JUDAS PRIEST haben sich vorgenommen, dieses Mal einige Songs zu veröffentlichen, die es bis dato auf keiner Live-Scheibe gegeben hat. Dazu gehören natürlich auch „Nostradamus“-Titel wie „Death“ oder „Prophecy“. Die aktuellen Songs kommen im Gegensatz zum älteren Material viel düsterer daher, was der Scheibe etwas Abwechslung verleiht. Die Über-Songs wie „Painkiller“ oder „A Touch Of Evil“ werden natürlich ein weiters Mal in üblicher Manier dargeboten, auch wenn der „Painkiller“-Chorus eher gegurgelt als gesungen wirkt. Halford ist einfach nicht mehr der Jüngste und die ein oder andere Gesangstonfolge erscheint schon etwas enttäuschend. So mancher Scream klingt dem allerletzten Todesschrei ganz schön nahe?! Da muss man einfach unumwunden zugeben, dass der „Ripper“ in seinem prächtigen Alter schon noch etwas mehr zu bieten gehabt hätte, doch lassen wir dieses Thema lieber beiseite!
Das Erste, das mir an „A Touch Of Evil: Live“ aufgefallen ist, ist auf alle Fälle die sehr mickrig ausgefallene Tracklist, die lediglich elf Songs aufzuweisen vermag. Für eine Live-Scheibe einer Band mit dieser beeindruckenden Backlist schon etwas enttäuschend! Viele Klassiker, die gut ins Programm gepasst hätten, wurden einfach ausgelassen. Nicht einmal ein vollständiger Gig der letzten Tour wurde auf Konserve gebrannt, denn da haben JUDAS PRIEST durchgehend mindestens 18 Songs geboten. Wie gesagt, da enttäuscht der Elfer hinter der Gesamzeit schon ein wenig. Wenn man sich aber damit abgefunden hat, fällt auf, dass die Scheibe schon ein paar Qualitäten zu bieten hat. Vor allem die druckvolle Produktion kann überzeugen und auch das euphorische Publikum (Wurde da etwa nachbearbeitet? Das „Live“-Debakel kommt einem in den Sinn?!) weiß die Band gut zu unterstützen. Halford singt trotz Alterserscheinungen definitiv besser als noch auf dem DVD-Output „Rising In The East“ und irgendwie ist man dieses Mal froh, dass aus „A Touch Of Evil: Live“ nur ein CD-Release geworden ist. Der Anblick von Halford, festgeklammert am Mikrofonständer und den Blick ständig auf den Teleprompter gerichtet, bleibt einem dadurch erspart! Ich persönlich habe JUDAS PRIEST in letzter Zeit nicht mehr live gesehen, dieses Album verspricht aber nichts allzu Schlechtes. Klar, die Priester sind nicht mehr zwanzig, aber dieses Album kann man sich durchaus anhören. Als Einstieg in die PRIEST-Welt ist sie zwar etwas ungeeignet, richtet sie sich doch eher an die beinharten Fans der Gruppierung, die auf jeden noch so kleinen Happen ihrer Idole warten.
„A Touch Of Evil: Live“ ist ein nettes, nicht zwingendes und leider zu kurzes Live-Album geworden, das man nicht haben muss, aber durchaus haben kann! Besser kann ich es nicht mehr ausdrücken?! Für eine Institution wie JUDAS PRIEST ist eine solche Veröffentlichung, meines Erachtens aber trotz allem zu wenig…
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