Joyless - Without Support

Review

Man erlaube mir eine kurze Bestandsaufnahme: JOYLESS aus Norwegen wurden 1996 als Nebenprojekt der Black-Metal-Band FORGOTTEN WOODS gegründet, um anderen musikalischen Vorlieben der Bandmitglieder und einer experimentelleren Herangehensweise frönen zu können. Nach zig Demos und Split-Veröffentlichungen stellt „Without Support“ nunmehr das dritte Album, über 10 Jahre nach dem letzten Longplayer „Wisdom & Arrogance“, der Band dar.

Auch „Without Support“ ist von dieser stilistischen Freiheit wie die vorherigen Werke JOYLESS geprägt. Total relaxt, ist dies ein wahrhaft kreativer Spielplatz der beiden Kern-FORGOTTEN-WOODS-Mitglieder Olav Berland und Nylon, in welchen sie sich auf sehr experimentelle Weise total ausleben. Irgendwo zwischen 60er und 70er Jahre depressivem (Acid-) Rock und Psychedelic, punkigem Country-Rock und ja, irgendwo ist schon noch eine gewisse (Post-) Black-Metal-Substanz unter der Oberfläche zu erahnen.

Anders als bei vielen ähnlich gepolten Bands setzen JOYLESS hier und da noch auf wild schrammelnde, sägende E-Gitarren, Stilmittel des Black Metals oder Punks, jedoch werden diese stark in den Hintergrund gemischt, sind sozusagen eher schmückendes Beiwerk denn im Fokus des Hörers. Dieser wird vollends vom charmanten, eigenwilligen, melancholisch-säuselnden Gesang von Ida Hellebø ausgefüllt. Manches klingt herrlich schräg wie die Melodieführung bei „De Profundis Domine“ mit überraschend eingebauten Scratches, oder die Keyboardmelodie auf bei „Puberty And Dreams“. Dann gibt es da noch die Country-Keule in Form von „Better“, welches mit Banjo und Mundharmonika aufwartet und eine unerwartet fast schon positive Ausstrahlung besitzt. Im Gesamten ist „Without Support“ aber von düsterer, depressiver Grundstimmung geprägt. Das trifft auch für „Shimmer And Shine“ zu, was so ähnlich auch auf einem Italo-Western-Soundtrack hätte sein können, wenngleich die Cowboys dann sich nicht duellieren, sondern zusammen einen ordentlichen Joint in der Runde durchziehen würden. Na ja, manche Filme bleiben besser ungedreht.

Und irgendwie zieht sich dieses Bild eines völlig bekifften, LSD-berauschten Trips durch alle dynamisch, experimentell und gleichzeitig minimalistisch wirkenden Songs durch. Die Stücke strahlen durch und durch ein spontanes Flair aus, vieles wirkt improvisiert, dieser Aspekt wirkt hier noch stärker als auf „Wisdom & Arrogance“. Die Einflüsse von VELVET UNDERGROUND, GRATEFUL DEAD, JOY DIVISION, THE STOOGES und NEIL YOUNG sind unüberhörbar.

Keine Frage, der atmosphärische, relaxte Depri-Rock auf „Without Support“ besitzt verdammt viel Charme, Ecken und Kanten. Bittersüße Melancholie in bunten Farben statt Schwarz!

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27.02.2011

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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