Jose Alvarez - Alvarez Presents Zeitmaschine
Review
Eine interessante Verschmelzung von Lyrik und Musik präsentiert Jose Alvarez-Brill mit seinem Projekt „Zeitmaschine“. Der Name Alvarez dürfte wohl jedem, der sich halbwegs mit elektronischer Musik beschäftigt, inzwischen ein Begriff sein, produzierte dieser vor allem auch Wolfsheim sowie Heppner & Witt und brachte diese auch in die kommerziellen Charts.
Nun also „Zeitmaschine“ , eine Konzept-Compilation, die moderne Tracks mit der Lyrik der Jahrhunderwende in Verbindung setzen will. So verschmelzen altbekannte Songs von Bands wie Camouflage, Wolfsheim, Deine Lakaien oder auch Rosenstolz mit Gedichten von Gottfried Benn, Wilhelm Wolter und Hermann Hesse – gesprochen vom deutschen Schauspieler Ben Becker, der gerade mit dem außergewöhnlichen Film „Ein ganz gewöhnlicher Jude“ in den Kinos zu sehen ist. Die Songs wurde allesamt neu arrangiert sowie – laut Aussage des Künstlers – thematisch geordnet und inhaltlich mit den bereits erwähnten Gedichten verknüpft. Inwieweit einem nun die neuen Versionen auf „Zeitmaschine“ besser gefallen als die Originale, zum Teil Klassiker mit erheblicher Staubschicht, sei dem persönlichem Empfinden jedes einzelnen überlassen. Auch ob man Songs wie Alphavilles „Forever Young“, Wolfsheims „A new starsystem“ oder auch „Liebe ist alles“ von Rosenstolz unbedingt in diesen neuen Versionen haben muss, sei einmal dahingestellt.
„Zeitmaschine“ bietet einen durchaus interessanten Ansatz, doch leider erschließt sich mir die inhaltliche Verbindung der Lieder mit den ausgewählten Gedichten nicht immer – was Gottfried Benns „Mann und Frau gehn durch die Krebsbaracke“ zwischen „Suspicious Love“ von Camouflage und De/Visions „Heart shaped tumor“ zu suchen hat … ich weiß es nicht, vielleicht bin ich aber auch nur zu doof dafür. Nette und auch lobenswert experimentierfreudige Compilation – muss man jedoch trotzdem nicht unbedingt sein Eigen nennen.