Jonathan Hultén - The Forest Sessions

Review

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JONATHAN HULTÉN präsentiert sein neues Album „The Forest Sessions“, auf dem er nicht nur einige seiner auf den letzten Alben und EPs veröffentlichten Songs überarbeitet hat, sondern diese auch durch ein Filmprojekt ergänzt. Der ehemalige TRIBULATION-Gitarrist nimmt uns bei der Hand, (ent-) führt uns damit tief in den Wald und zeigt uns einen Blickwinkel, den wir so noch nicht hatten.

JONATHAN HULTÉN (ent-) führt uns tief in den Wald

Jeder von uns hat ja einen anderen Blick auf den Wald, sei es durch den kulturellen Hintergrund oder persönliche Erfahrungen – positive wie negative –, sei es, weil man in der Stadt oder auf dem Land aufgewachsen oder mit Märchen großgeworden ist. Oder weil man Wald im beruflichen Zusammenhang oder nur zum privaten Vergnügen aufsucht. Im Falle JONATHAN HULTÉNs ist der Wald sowohl heimelig, als auch wüst und abweisend, immer aber mystisch. Und das wird durch die Filmsequenzen zu den einzelnen Tracks um so deutlicher, die dem CD-Package als Bonus-DVD beiliegen. Dazu gleich mehr.

Zunächst aber zur Musik: Kollege Weise hat ja in seiner Rezension zu „Chants From Another Place“ völlig richtig erkannt, dass hier „akustische Musik“ mit „herrlicher Melancholie“ vorherrschen – im Stile von SIMON AND GARFUNKEL meets Singer/Songwriter. Oder um noch eine Bezeichnung in den virtuellen Ring zu werfen: Folk Noir. „The Forest Sessions“ macht grundsätzlich gar nichts anders, sondern bietet acht bereits veröffentlichte Songs in einer Neubearbeitung, wobei „The Call To Adventure“ gleich in zwei Versionen vorliegt, sowie den neuen Track „Dance Of The Water Spirits“. Dabei hat der Schwede die Songs in zwei Sessions neu eingespielt: Was mit der Idee eines Onlinestreams aus dem Wald begann, wurde 2020 zu den acht Tracks in den sogenannten „Forest Versions“. Zusätzlich gibt es noch zwei Tracks, die JONATHAN HULTÉN für das Roadburn 2021 neu konzipiert hat.

Die Überarbeitungen sind, je nach Blickwinkel, marginal oder größer ausgefallen. Aber da die Stücke ja eher spärlich instrumentiert sind, macht es schon einen Unterschied, ob im Opener „Wasteland“ statt eines Klaviers eine Orgel eingesetzt wird, um das Gefühl der Trostlosigkeit zu verstärken. JONATHAN HULTÉN führt weiter aus: „Die Einsamkeit wird durch das Fehlen von Vokalharmonien betont, und die Arrangements wurden ebenfalls zu diesem Zweck geändert.“

Meditativer Soundtrack zu verborgenen (Wald-) Welten

Teilweise hat der Schwede die Tonart gewechselt, Vokalharmonien geändert, Synthesizer, Chöre, Percussion und Slidegitarren addiert. Die Umsetzung ist jedenfalls großartig und vermittelt eine teils intime, teils mystische, teils unbegreifliche und überirdische Sicht auf den Wald. Und wenn man bei Slidegitarre und gepfiffener Melodie plötzlich einen einsamen Cowboy vor seinem geistigen Auge in den Sonnenuntergang reiten sieht, weiß man, dass die Umsetzung trotz allem recht vielseitig gehalten ist (und man sich als Hörer in einem Korsett aus eigenen Verknüpfungen bewegt). „The Forest Sessions“ bietet jedenfalls schon mit der CD und dem wie immer von JONATHAN HULTÉN selbst gestalteten Artwork einen ruhigen, ja meditativen Soundtrack zu verborgenen Welten. Und wenn man sich dabei erwischt, wie man die Stücke mitsummt, spricht das für die Qualität des Albums.

„The Forest Sessions“ enthält aber auch noch eine DVD mit acht Videos zu den einzelnen Tracks, die alle innerhalb von 24 Stunden auf virtuelles Zelluloid gebannt wurden. Ungefähr 40 Autominuten außerhalb von Stockholm gelegen, wurde jedes Video in einem anderen Setting gedreht, mit jeweils anderer Location, zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten, bei unterschiedlicher Beleuchtung und Lichtstimmung. Und dass JONATHAN HULTÉN jeweils unterschiedlich geschminkt und kostümiert ist, braucht nicht extra erwähnt zu werden, oder? Jedenfalls ist das Ergebnis sehenswert, vielleicht weil die Videos nicht chronologisch aneinander gereiht werden, vielleicht auch, weil sie dann doch ganz andere Bilder liefern, als jene, die vorab beim Hören der CD vor dem geistigen Auge auftauchten.

„The Forest Sessions“ fesselt

Insgesamt ist „The Forest Sessions“ ein faszinierendes und wunderschönes Album. Trotz seiner ruhigen Herangehensweise ist es abwechslungsreich genug, um nicht gleichförmig zu wirken; vielmehr fesselt JONATHAN HULTÉN seine Hörer mit tollen Melodien und Harmonien. Und die Bilder, die es erzeugt, sind teilweise neu und fremdartig.

Hier seht Ihr das Video zum Track „Holy Woods“, das als erstes Video gegen drei Uhr nachmittags gedreht wurde. JONATHAN HULTÉN sagt dazu: „Die Sonne schien durch die Baumkronen und traf manchmal direkt ins Gesicht, was der Atmosphäre für einen Moment eine zusätzliche magische Schicht hinzufügte […]. Es war ein friedlicher Beginn des Projekts.“

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20.02.2023

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4 Kommentare zu Jonathan Hultén - The Forest Sessions

  1. dan360 sagt:

    Die Songs sind klasse neu interpretiert und vertont, keine Frage, aber hätte für mich nicht sein müssen. Die EP bzw. das Vorgängeralbum sind für mich perfekt so, wie sie sind. Hätte mich mehr über neue Songs gefreut. (Nur „Dance of the Water Spirits“ ist neu.) Daher keine Wertung von mir, hat „Chants…“ doch schon die Höchstnote von mir bekommen.. 🙂

  2. Watu sagt:

    Wenn das alles so klingt, bin ich ganz schön angefixt!!

  3. Se Wissard sagt:

    Das klingt alles so! Das Album davor hat sich zu einer glatten 10 entwickelt. Ich habe die Platte schon so oft rauf und runter gehört und in Verbindung mit der optischen Seite und den interessanten Texten, lässt Jonathan ein absolutes Gesamtkunstwerk entstehen. Schade zwar, dass er bei Tribulation nicht mehr dabei ist, aber ich glaube, dass er Solo wesentlich mehr Freiheiten hat zu tun und zu lassen, was er möchte.

    Diese Neubearbeitung lohnt sich tatsächlich am meisten in Verbindung mit den Bildern. Wobei man durchaus von Exzentrik sprechen kann, wenn man Kostüme und Schminke näher betrachtet. Aber ich nehme Jonathan diese „Kunstfigur“ jederzeit ab.
    Ich hoffe nur, dass endlich ein neues Album mit neuen Stücken kommen wird. Kaum ein Album erwarte ich sehnsüchtiger.

  4. blackthrash sagt:

    @Se Wissard, danke für deine Worte. Mir geht es genauso.