Puh, keine Ahnung, wie man diesen Stil genau bezeichnet, aber JOHN ZORN war ohnehin noch nie dafür bekannt, etwas Konkretes zu machen. Er wurschtelte schon immer zwischen den Stilen hin und her und machte auch vor keiner Hürde halt. Seine Alben klingen fast immer wie: „Ah cool, Grindcore, noch nie gehört, aber bauen wir das doch gleich mal in unser neues Album ein. Was, das ist schon fertig? Egal, wir machen das nochmal neu…“. Naja, so ungefähr zumindest…
Nach NAKED CITY, PAINKILLER und diversen anderen Projekten, die im Entferntesten Metal-Kompatibel sind, kommt nun ein Album unter seinem Name heraus, betitelt mit „Six Litanies For Heliogabalus“. Neben seinem wie üblich extrem extravaganten Saxophonspiel hat sich JOHN ZORN, neben drei Background-Chorus-Sängerinnen, einem Orgelmann und einem Elektronikspezialisten, noch einige Musiker an Bord geholt, deren Namen durchaus geläufig sein sollten; zumindest für JOHN-ZORN-Kenner. Joey Baron an den Kesseln, Trevor Dunn am Bass und Mike Patton (jawohl, der FAITH-NO-MORE-Patton) als Schreihals am Mikro. Ein wildes Gespann wie man auf den ersten Blick annehmen mag, und genauso verhält es sich auch mit der Musik.
Extremster Avantgarde wird geboten, zwischen Jazz, Grindcore, rockigen und minimal metallischen Momenten gibt es allerlei Klangcollagen, Kirmes-Sounds und schlichtweg Unmengen an abgedrehtem Zeug, das einem einfach nur die Fußnägel hochklappen lässt. Im ersten Moment gibt es wildes Durcheinander von Breaks und anscheinend zusammenhangloses Gepolter, nur um dann einen lupenreinen Ambient-Jazz-Part folgen zu lassen, der wiederum von einer wüsten Grindcore-Forke ergänzt wird, der danach in ein wunderschönes A-Capella-Arrangement übergeht. Sowas krankes!
Gesanglich steht zumeist hysterisches Gekreische auf dem Programm, ebenso wie Genuschel, Gekeuche, Geflüster und Geheule. Alles ist drin, alles ist dabei, kommen sie her, kommen sie ran, hier gibt es das volle Programm!
Mike Patton ist nach dem Ableben von FAITH NO MORE bekannt für seine abgefahrenen Trips in „besondere“ musikalische Regionen. In der Musik JOHN ZORNs kann er sich scheinbar richtig ausleben, denn das, was der Meister des gequälten Saxophons ihm da vorlegt, toppt selbst das schrägste Projekt Pattons um längen.
Diese Musik ist weder genau zu definieren, noch adäquat zu beschreiben, geschweige denn zu bewerten, und vermutlich ist es auch genau das, was JOHN ZORN damit erreichen möchte. Wer „Six Litanies For Heliogabalus“ hört und kennt, brauch keine Drogen, um fiese, halluzinogene Trips zu fahren. Das gibt es gratis auf diesem Album.
Wie es bei derart (in jeglicher Hinsicht) extremer Musik üblich ist, muss jeder selbst entscheiden, ob diese Musik als Kunst oder unorganisierter Krach anzusehen ist. Eines werden aber beide Parteien nicht abstreiten können: Das JOHN ZORN ziemlich einen an der Mütze hat. Genialität und Wahnsinn liegen halt dicht beieinander. Sehr dicht…
Finde ich ja schön, dass Zorn hier mal rezensiert wird. Werde mir das neue mal anhöten. Ich denke, dass ich nach Naked City etc. auch damit klarkommen werde.