John Zorn - Astronome

Review

Im Grunde dürfte niemand bestreiten, wenn man behauptet, JOHN ZORN wäre nicht ganz dicht, denn das, was dieser Ausnahmemusiker und Saxophonextremist regelmäßig auf Tonkonserve bannt, ist scheinbar weit abseits jeglicher geistesgegenwärtiger, musikalischer Natur. So auch auf seinem Solostreich „Astronome“, welches erneut die Randbereiche des Möglichen und vor allem Erträglichen auslotet und mitunter sogar einen Schritt darüber hinweg geht.

Geboten wird, wie es halt in der Natur JOHN ZORNs liegt, avantgardistische Klangkunst jenseits von Gut und Böse. Im normal sterblichen Zustand ist „Astronome“ deshalb auch nahezu unhörbar. Man muss entweder von handelsüblicher „normaler“ Musik mordsmäßig gelangweilt sein oder schlicht und ergreifend selbst total durchgeknallt, um auf diese äußerst extravagante Tonkunst abzufahren. Oder aber man hat eine nie versiegende experimentelle Ader in seinem Körper, welche die Sinne zeitweise für die durchaus faszinierenden Klänge JOHN ZORNs öffnet.

„Astronome“ beinhaltet drei nochmal in sich aufgeteilte „Lieder“, wovon das erste über 14, das zweite über 17 und das dritte knapp 13 Minuten lang sämtliche Toleranzfähigkeiten des Hörers abverlangt. Es gibt stilechten Freejazz zu hören, aber auch reinen Avantgarde der Marke „wir probieren mal aus wie das klingt“. Zwischendurch wird abartig gebraten und fast schon Metal-mäßig gebolzt, nur um im nächsten Moment wieder die leisesten Töne zu fabrizieren, die man mit herkömmlichen Instrumenten erschaffen kann. Absolut abgefahren und regelrecht krank. Im Prinzip kann man alle 20 Sekunden seinen Zeigefinger an die Stirn tippen und sich fragen, wieso dieser Typ noch immer frei herum läuft.

Als „Komplizen des vertonten Wahnsinns“ hat sich JOHN ZORN alte Freunde ins Boot geholt. Mit seiner unverwechselbar durchgeknallten Kreischstimme veredelt Mike Patton (Ex-FAITH NO MORE) den Silberling, unterstützt von den bekannten JOHN-ZORN-Mitstreitern Joey Baron am Schlagzeug und Trevor Dunn am Bass.

Wer sich traut und einmal hören möchte, wie weit man in der Musik überhaupt gehen kann, der sollte sich mit den Werken JOHN ZORNs beschäftigen. Ein guter Einstieg dafür ist „Astronome“, aber auch sämtliche Releases von NAKED CITY sind zu empfehlen (für Metaller dürfte „Torture Garden“ mit seiner Mischung aus Jazz und Grindcore am relevantesten sein), um ein Gefühl für den Irrsinn dieses Mannes zu bekommen. Trau dich…

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04.10.2007

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