John 5 - Requiem

Review

Der umtriebige und derzeit bei ROB ZOMBIE angestellte Gitarrensammler und -virtuose JOHN 5 hat trotz seiner vielen Verpflichtungen wieder die Zeit gefunden, ein neues Soloalbum einzuspielen.
Nach dem von Serienkillern und ihren grausamen Morden inspirierten Vorgänger „The Devil Knows My Name“ führt ihn seine Faszination am Bizarren und Morbiden nun in die Welt der Folterinstrumente. Hauptsächlich scheinen es ihm eher seltenere Schmerzenswerkzeuge angetan zu haben, so z.B. die „Heretic’s Fork“, die „Pear Of Anquish“ oder die „Scavenger’s Daughter“.

Der vom Sadismus geprägte Erfindungsreichtum der Menschen, wenn es darum geht, seinesgleichen zu verletzen und zu töten ist jedenfalls ein tiefer Quell der Inspirationen, und somit standen die Gerätschaften, mit denen man Geständnisse und Bekenntnisse erzwingen wollte, Pate für die Titel der jeweiligen Songs.
Um die Reise durch das Album etwas fließender zu gestalten, hat JOHN 5 die ursprünglich über 10 Minuten langen Stücke aufgeteilt. Ein cleverer Schachzug, der aber auch nur durch seine spielerische Raffinesse überhaupt erst möglich gemacht wird. Wer JOHN 5’s Soloarbeit auch nur ansatzweise kennt, wird wissen, dass er auf seinen Alben stets einen scheinbar mühelosen Spaziergang zwischen den Stilen hinlegt.

Das, was ihn als Gitarristen quasi universell einsetzbar macht (man denke an die Vielfalt von namhaften Musikern, mit denen er schon gearbeitet hat), sorgt in seiner Musik, und eben auf „Requiem“ abermals aufs Neue, für einen furiosen Ritt durch Rock, Metal, Country und Bluegrass, oder halt Blackgrass, wie der Meister persönlich seine individuelle Melange zu bezeichnen pflegt.
Eingängige Klänge, klare Linien und flüssige Übergange, wiederkehrende, mitreißende Motive und eine satte Gitarrenwand kennzeichnen die 10 Kapitel des Albums. Desweiteren charakterisiert sich das Album durch seine Balance zwischen technischer Versiertheit und einer geradewegs nach vorne rockenden, lockeren Attitüde. Für Gitarrenfreaks gibt es hier eine Dreiviertelstunde Unterricht und für schüttelfreudige Köpfe genug Parts zum Abschädeln. Wer allerdings nicht auf solches Virtuosengefiedel steht, wird sich blutige Ohren holen.

„Requiem“ ist eben wie seine Vorgänger ein reines Instrumentalalbum ohne jeglichen Bedarf an unterstützendem Gesang. John spielt alle Saiteninstrumente, und ROB ZOMBIE-Schlagzeuger Tommy Clufetos ist der Mann für den Rhythmus. Wer auf der Suche nach dem Top-Instrumentalalbum dieses Jahres ist, der könnte bei „Requiem“ fündig werden. Mit dieser beeindruckenden Leistung dürfte sich der Gitarrero einen Schritt näher in die geheiligten Hallen von Größen wie STEVE VAI oder JOE SATRIANI erspielen. Deren Urteile über das Schaffen Johns sind jedenfalls voll des Lobes.

22.06.2008
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