John 5 - God Told Me To

Review

Wer schon mal JOHN 5s große Gitarrensammlung bewundern konnte, hat sich vielleicht gefragt, ob er die Äxte nur zum Zerdeppern auf der Bühne anhäuft, oder tatsächlich auch spielt. Mit seinen Soloalben jedenfalls zeigt er eindrucksvoll, was er mit Talent und Fingerfertigkeit auf den Saiten anstellen kann, bevor die Instrumente in die ewigen Rockstargründe schickt. Als Stammgast auf den Covern von angesehen Gitarrenmagazinen und Mitglied illustrer Bands wie zuletzt ROB ZOMBIE (der übrigens das Cover gemalt hat) hat er sich in den letzten 10 Jahren einen exzellenten Ruf als Top-Gitarrero erspielt und sogar von Legenden wie Joe Satriani die höchsten Weihen erhalten. Gut acht Jahre nach seinem Solodebüt passt es deshalb gut ins Bild, das John Lowery sein bisher anspruchsvollstes und ambitioniertestes Werk vorstellt.

Im Gegensatz zum wilden und virtuosen Vorgänger „The Art Of Malice“ geht das Material auf „God Told Me So“ wieder etwas back to the roots. Der größte Unterschied ist aber die klare Teilung des Albums: Ein Teil zieht Strom, der andere wagt sich auf ausgedehntes akustisches Terrain, was für JOHN 5 in diesem Umfang absolutes Neuland ist. Untermauert wird diese Teilung auch durch die vier vorab veröffentlichten Singles, von denen zwei reine Akustiksongs sind. Die auffälligste davon war ohne Zweifel das Cover vom Michael-Jackson-Klassiker „Beat It“ – dem ersten Rocksong aus der Feder des verstorbenen Pop-Titans, der deshalb auch unter den flitzenden Fingern von JOHN 5 so gut funktioniert. Und natürlich wird hier auch Eddie Van Halens berühmtem Gitarrensolo gehuldigt, für das der Mann damals keinen Penny haben wollte.

Der erste Track „Welcome To Violence“ bringt den Hörer wieder nach Hause: JOHN 5 shreddert, was das Zeug hält, hat seine Gitarren mitgebracht und zerlegt mit dem aggressiven Industrial-Rocker erstmal gepflegt die Bühne. Nach „Beat It“ folgt dann mit „Ashland Bump“ der erste Akustiksong mit leichtem Countryfeeling – gelungener, stimmungsvoller Einstand.
Es geht im Wechsel weiter: „Killafornia“ groovt und rast in Speed/Thrash-Manier mit Riffs, die auch von Günter Schulz (ex-KMFDM, SLICK IDIOT) stammen könnten, und einem schönen, mehrstimmigen offbeat-Refrain. Danach wieder strom- und schlagwerklose Töne mit „The Castle“. Diese Reduziertheit auf das Wesentliche, was die Details der Saitenklänge umso stärker hervorhebt, ist ein klarer Pluspunkt des Albums. Folgende energischere Metalinstrumentals wie „The Hill Of The Seven Jackals“ oder „The Lust Killer“ (er kann’s halt nicht lassen) sind zwar solide Qualität, aber vielmehr stechen auf dem Album die akustischen Kleinwelten hervor. „Noche Acosador“ z. B. mit Gitarrenperkussion oder das Duo „The Lie You Live“ und das emotional spannendste Stück „Creepy Crawler“. Diese nicht ganz neue aber sehr sympathische Seite von John weiß zu gefallen.

Als besonderes Schmankerl schließt sich an das Album eine Begleit-DVD mit gleichnamigem Film an. In dieser knapp einstündigen Collage sieht man u.a. den Videoclip zu „Welcome To Violence“, aber vor allem John im Studio beim Einspielen der Songs. Von der Magie, die von Produzenten wie Bob Marlette ausgeht, ist nur wenig zu spüren, dafür kann man John aber mal richtig konzentriert auf die Finger schauen und ins Staunen geraten, welche Klänge er seinen Instrumenten entlockt. Moderiert wird der von obskuren Intermezzi und Live-Clips ergänzte Film von Mike Odd (ROSEMARY’S BILLYGOAT). Gerade zu Beginn sorgt das für leichte Verwirrung, weil man sich fast wie in einem neuen Rob Zombie Film vorkommt.

Insgesamt ein lohnendes Package und hervorragendes Album, das Lust auf mehr macht. Vielleicht hat John ja wirklich derart Gefallen daran gefunden, dass er sich für das nächste Werk komplett gegen Strom entscheidet, und dafür ein paar richtig ausgefallene Saiteninstrumente anmietet. Der Anfang ist mit „God Told Me To“ jedenfalls getan.

03.05.2012
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