Irgendwann in der Zukunft, irgendwo im Weltall, düst ein terranisches Raumschiff mit pikanter Fracht durch die Weiten. Doch die Besatzung hat Pech und wird völlig zurecht von einem patrouillierenden Kriegsschiff der Schmuggelei beschuldigt. Ein waghalsiges Fluchtmanöver gelingt, endet jedoch mit einem fatalen Crash auf einer Raumstation. Als wäre das nicht genug, muss der einzige Überlebende nun einen Ausweg aus dem dort herrschenden Chaos finden.
Du bist der einzige Überlebende – oder?
Der einzige Überlebende – das bist du! In diesem Abenteuer-Spielbuch (wenn du nicht weißt, was das ist, lies weiter bei Abschnitt 4, äh, in diesem Review) schlüpfst du in die Rolle von Offizier Alexei Volkov oder Bordingenieur Luis Velasquez. Diese Entscheidung bestimmt bereits den weiteren Verlauf der Geschichte. Wo Velasquez dank seiner technischen Fähigkeiten zum Beispiel Türkontrollen hacken kann, um neue Wege zu erschließen, verfügt Volkov über bessere Fähigkeiten im Kampf.
Zudem ergeben sich aufgrund der unterschiedlichen Hintergründe andere Dialog-Optionen. Volkov ist zum Beispiel ein dekorierter Kriegsheld und hat deswegen bessere Karten bei den Space Troopern, die die Station unter ihre Kontrolle bringen wollen, wohingegen der Ingenieur dank seiner Fähigkeiten besser bei den Saboteuren ankommt.
Zwischen Blastern und Infizierten
Moment mal, Space Trooper kämpfen um die Raumstation? An dieser Stelle soll nicht zu viel über die Story verraten werden. Nur so viel: Es ist zu einer Infektion gekommen, die zahlreiche Menschen auf der Raumstation zu aggressiven Tötungsmaschinen hat werden lassen.
Deine Spielfigur muss nun irgendwie einem Ausweg aus diesem Chaos finden und kann sich dazu einer der sich bekämpfenden Fraktionen anschließen. Diese haben ganz unterschiedliche Ansichten darüber, wie die Lage gerettet werden kann und gehen sich deswegen selbst an die Gurgel.
Darin zeigt sich eine der Stärken von „Verax“. Das Buch verfügt über viele Option, die die weitere Handlung beeinflussen, was die Wiederspielbarkeit enorm erhöht. Zudem werden neben dem Inventar auch bestimmte Ereignisse nachgehalten, die weitere Möglichkeiten freischalten oder verbauen. Überleben konnten wir jedoch in jedem der drei Test-Durchläufe. Sollte man doch einmal das Zeitliche segnen, bevor das Ende erreicht ist, kann man bei einigen festgelegten Speicherpunkten neu einsteigen.
Gut durchdachte Spielmechaniken
Man merkt es: „Verax“ verfügt über relativ komplexe Mechaniken, die vor allem jene ansprechen dürften, die bereits viele Spielbücher konsumiert haben. Wer gar keine Ahnung hat, worum es sich dabei handelt wird zwar ausreichend an die Hand genommen, muss sich aber auch durch lange Beschreibungen lesen, bevor es endlich losgehen kann.
Ist man jedoch erst einmal mit den Spielmechaniken vertraut und im Flow der Geschichte, machen diese durchaus Spaß. Übermäßig komplex ist die Handlung allerdings nicht. Stereotypen und Klischees bevölkern die Raumstation, was zum einen die Übersicht erleichtert, nach etwa der Hälfte der zwei bis drei Stunden Spielzeit aber auch ermüdend wirken kann.
„Verax“ lässt dich um dein Überleben kämpfen
Die Texte sind mindestens solide geschrieben und können die lebensbedrohliche Stimmung in den meisten Fällen gut vermitteln. Eine dichte Atmosphäre entsteht jedoch nur selten, etwa wenn man vor dunklen Räumen, in denen sich gerade etwas bewegt hat, gut abwiegen muss, ob sie nun betreten werden sollen oder eher nicht.
Die etwas platte Story wird durch die Spielmechanik allerdings mehr als wettgemacht, zumal sich bei weiteren Durchläufen neue Facetten der Handlung erschließen. Wer Spaß darin findet, inmitten des Chaos einer von mordenden Infizierten, verzweifelten Zivilisten und schießbereiten Space Troopern bevölkerten Raumstation um sein Überleben zu kämpfen, wird mit „Verax“ sehr gut bedient sein.
Musiktipps für das kalte Weltall: KATATONIA – Sky Void of Stars / COLDWORLD – Isolation / POLYPHIA – Remember That You Will Die
Würfeln und blättern, statt lauschen und headbangen – In der Rubrik „Dice ‚em All“ stellen wir euch ausnahmsweise keine Musik vor, sondern Rollen- und Brettspiele.
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