JoDöden - Sittandes I Sjön Med Vatten Över Huvudet

Review

JODÖDEN, Musiker und treibender Kopf von den Folk Black Metallern SORGELDOM und den Black-Metal-Avantgardisten WHIRLING sowie Teil des Nordvis-Freundeskreises um Bands wie STILLA und BERGRAVEN, veröffentlichte im September sein Debütalbum mit dem wohlklingenden Titel „Sittandes I Sjön Med Vatten Över Huvudet“ (etwa: „Mit Wasser über dem Kopf im See sitzend“). Kennt man die anderen Betätigungsfelder des Mannes, vor allem die genannten SORGELDOM und WHIRLING, dann ahnt man grob, was einen von einem JODÖDEN-Soloalbum erwartet: folkiger (Melodic) Black Metal mit vielen Akustik-Elementen und dem Augenmerk auf melancholischen, kalten Klangbildern.

Das JODÖDEN-Debüt ist kein Black-Metal-Album!

Und in der Tat bietet „Sittandes I Sjön Med Vatten Över Huvudet“ ziemlich genau das: Das Album beginnt mit einem beinahe sechsminütigen Akustikgitarren-Stück („Aprilvädret“), bevor in „Bottenlös“ erstmalig ein Schlagzeug, E-Gitarren und Gesang zu hören sind. Allerdings beginnt auch „Bottenlös“ zunächst mit einer verspielten Akustikgitarre, die durch eine STILLA-eske Melodie führt, und erst nach einer guten Minute (und damit insgesamt nach etwa sieben Minuten Spielzeit) ist das erste Riff im eigentlichen Sinne zu hören. Der Eindruck, dass JODÖDEN für sein Solo-Debüt genauso viel Wert auf Akustik gelegt hat, wie auf Black Metal, schleicht sich ein – und bestätigt sich im folgenden Verlauf.

„Ofördröjlig Evighet“ lässt nämlich wieder die Akustikgitarren sprechen, begleitet von einem Schlagzeug, das eine repetitive, beinahe tranceartige Stimmung versprüht. „En Otillgänglig Längtan“ macht akustisch weiter, einfache Melodien werden nur von zwei Akustikgitarren über die mehr als dreiminütige Spielzeit getragen, ob der verzweifelten Melancholie dieser Melodien drängen sich Vergleiche zum grandios-nachdenklichen „Palingenesis“ der Neofolker NEBELUNG auf. Wunderschön! Auch „Persiennernas Portar“ ist ein akustisches Stück, dabei jedoch weniger melancholisch und nachdenklich, sondern geheimnisvoll und mysteriös angelegt.

„Sittandes I Sjön Med Vatten Över Huvudet“: Zwischen Black Metal, Acoustic Folk und Avantgarde

Es geht weiter mit „Vemod Fyllde Tronsalen“, in dem JODÖDEN Synthesizer in das Akustik-Folk-Black-Metal-Konstrukt einbringt, die auch einer 70er-Jahre-Prog-Band gut zu Gesicht gestanden hätten. Der Synthesizer webt ein repetitives, beschwörendes Muster über Akustikgitarre und zurückgenommenem Schlagzeug, der eindringliche erste Teil wird schließlich von folkigen E-Gitarren abgelöst, die eine rhythmisch an Lagerfeuer-Spielereien erinnernd, die andere mit einer verspielten Melodie, die sich über das Klangbild legt. Gegen Ende nehmen sich die verzerrten Gitarren wieder zurück und machen abermals dem Synthesizer Platz.

Es folgt der „Sittandes I Sjön Med Vatten Över Huvudet“-Titeltrack, ein fast zehnminütiges Stück, das abermals geheimnisvoll-mysteriöse Akustik herbeizitiert und erst nach rund sechseinhalb Minuten eine ungewohnt martialische, rohe Form des Black Metals auspackt. „Sonjas Orgel“ ist ein Dungeon-Synth-Stück im allerbesten Sinne, bevor „Vinterdvala“ abermals Akustik-Folk auspackt und anfangs beinahe in Richtung Post-Rock abschwenkt. Zum Abschluss gibt es das BURZUM-Cover „Hermoðr Á Helferð“ (von „Dauði Baldrs“), mittels Akustikgitarren von Dungeon Synth umarrangiert in ein Akustik-Folk-Stück – wobei die eindringliche Oberstimmenmelodie des Originals bei JODÖDEN leider nicht halb so eindringlich herauskommt wie bei BURZUM.

Ein bisschen zu inkonsistent – sonst wäre dieses Album sehr spannend

Man merkt also: „Sittandes I Sjön Med Vatten Över Huvudet“ ist weder Black-Metal- noch Akustik-Folk-Album. JODÖDEN hat seiner Kreativität für sein Solo-Debüt freien Lauf gelassen, zwischen akustischen Spielereien, avantgardistischen Einsprengseln („Vemod Fyllde Tronsalen“, der Titeltrack) und Black Metal der melodisch-folkigen Art zeichnet er ein Gesamtkunstwerk, das völlig zwischen den Stühlen steht. Genau das, Stichwort „Gesamtkunstwerk“, ist allerdings auch der Knackpunkt: Zu selten macht „Sittandes I Sjön Med Vatten Över Huvudet“ den Eindruck, es gäbe so etwas wie einen atmosphärischen roten Faden. Zwischen wütend-schwarzmetallisch, melancholisch-folkig und geheimnisvoll-ambient wechselt JODÖDEN immer wieder zwischen verschiedenen Stimmungen hin und her, und immer, wenn sich der Hörer gerade auf eine Gefühlslage eingestimmt hat, kommt der nächste Punkt dran. Das bedeutet keineswegs, dass wir es hier mit einem schlechten Werk zu tun haben – im Gegenteil. Aber „Sittandes I Sjön Med Vatten Över Huvudet“ macht schon den Eindruck eines Stückwerks, was schade ist, denn mit etwas mehr atmosphärischer Konsistenz wäre das JODÖDEN-Debütalbum richtig spannend gewesen. Interessant ist es auch so, aber eben nicht ohne Einschränkungen.

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02.11.2017

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