Mit DEM Titel wird einem aber auch nichts Neues verkauft. “Demonocracy“ – Herrschaft der Dämonen…
Als wäre es neu, dass den Steuerrädern dieser Welt Dämonen ihre klauenbewehrten Hände ins Holz geschlagen haben – gut, bei Obama und Sarkozy bin ich mir noch nicht so sicher, aber Merkel? Kein normaler Mensch kann ständig bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Fingerspitzen aneinanderdrücken und mit angewinkelten Armen dastehen… das Durchhalten einer solchen Anstrengung kann seine Erklärung lediglich durch die latente Wirkung dämonischer Kräfte finden.
Musikalisch gibt es auch nichts Neues… und das ist das Neue…
Zu kryptisch? Bei JOB FOR A COWBOY jetzt vom DeathCore-Viehtrail, dem Riff-Rinder-Treiben, Melodie-Lasso-Rausholen, Todesblei-Indianer-Belästigen und Song-Brandeisen zu sprechen: Arsche lecken! Die vermeintlichen Erfinder des DeathCore aus Arizona sind auf ihrem dritten Longplayer nämlich weiter als jemals zuvor davon entfernt, “corigen/neumodischen“ Todesmetall zu spielen und nähern sich im Gegensatz zum Vorgänger “Ruination“ der alten Schule nochmals einen gewaltigen Schritt an.
Vor allem das “neue“ Stilmittel des hart gespielten Breakdowns ist passé. Das heißt nicht, dass man die neuen Songs nicht als modern bezeichnen kann und JFAC jetzt simpel konstruierten, entsprechend produzierten und Blast-freien Death Metal wie MASSACRE oder SFU zocken. Hier erwartet den geneigten Hörer das Komplett-Paket!
Technisch ohnehin in der allerersten Liga spielend, haut uns das Quintett gleich mit dem Opener “Children Of Deceit“ mit ganz schnellem Hammer auf die Glocke, kann das Ganze aber auch immer abbremsen, um mit aller Wucht zuzuschlagen. Das Herrliche: das Bremsen geschieht wie oben erwähnt nicht mehr durch ein vermaledeites Breakdown, das bei den allermeisten Bands, die unter dem Banner “DeathCore“ firmieren, als einziger großer Effekt eingesetzt wird und durch die hiermit verbundene Formatierung der Songstruktur um eben diesen Effekt herum zur absoluten Gesichtslosigkeit führt.
JFAC klingen auf “Demonocracy“ noch eigenständiger; hin und wieder blitzt der genial-irrwitzige Charme von THEORY IN PRACTICE auf. Nicht, dass wir es mit einer vergleichbaren Virtuosität zu tun haben, aber dafür verbinden die Amis Vertracktes mit der Aggressivität und Energie von SUFFOCATION. Und dann gibt es eben noch etwas “Altes“ neu dazu: melodische Soli! Gerade “Fearmonger“ wartet hier mit viel Fingerflitzerei auf. Sowas machen eben nicht nur DEATH, CARCASS usw. usf. Das Melodie-Brandzeichen drücken die COWBOYs aber nicht nur ihren Soli-Rindern auf (hehe!), sondern implementieren die ein oder andere subtilere Melodei auch im ganzen Lied, so wie beispielsweise auf dem melancholisch gestimmten Rausschmeißer “Tarnished Gluttony“ geschehen. So wird die Musik zugänglicher, auch wenn sie beileibe immer noch nicht leicht ins Ohr geht.
Der Abwechslung wird überdies nicht nur im Songwriting Rechnung getragen, denn auch der Vokalakrobat am Mikro zeigt der Eindimensionalität die ganz kalte Schulter. JFAC präsentieren sich folglich einmal mehr gereift und stehen Formationen wie CANNIBAL CORPSE, MISERY INDEX und BLACK DAHLIA MURDER nun deutlich näher.
Für beinharte Old-School-Fans hört sich das Ganze natürlich immer noch wie eine ganz arg verwirrte und durcheinander gackernde Hühnerschar an, aber jeder nur halbwegs aufgeschlossene Liebhaber anspruchvollen und gut gespielten Krachs kommt hier zweifelsohne auf seine Kosten.
Habe seit langem die Scheibe mal wieder gehört, wenn ich tech. Death höre, dann so! Erstaunlich auf welchem Niveau die zusammenspielen, bei aller Frickelei aber recht eingängig sind. Die satte Produktion hebt jedes Instrument sauber hervor, alles in allem ein derbes Brett.