Beim Namen Joachim Witt fällt wohl den meisten Lesern der Song „Der Goldene Reiter“ ein. Die Hymne, welche die Neue Deutsche Welle bis heute prägt. Es folgten einige weitere Gehversuche abseits der sogenannten NDW, doch der große musikalische Erfolg im Anschluss blieb Joachim Witt bis Ende der 90er verwehrt. Mit einem Paukenschlag kam „Bayreuth Eins“ auf den Markt und die Single „Die Flut“, in Zusammenarbeit mit Peter Heppner (WOLFSHEIM), wurde zum Riesenerfolg.
Sechs Jahre nach „Bayreuth 3“ erscheint Ende September das neue Album „Dom“ und sowohl die Plattenfirma Sony als auch Joachim Witt sind sich sicher, dass hier ein Hitalbum geschrieben worden ist. Die Werbung für die Scheibe läuft jedenfalls schon mal auf Hochtouren, hier wurden keine Kosten und Mühe gescheut.
Rein Musikalisch hat sich Joachim Witt wieder einmal dem sehr melancholischen Pop gewidmet. Alle Stücke verzeichnen eine gewisse Traurigkeit und jeder einzelne Song hat eine große Portion Tiefgründigkeit. Man muss es Joachim Witt lassen, in Punkto Melancholie ist er Meister seines Fachs. Kein Wunder, war doch der „Goldene Reiter“ schon kein typischer NDW-Hit. Die Single „Gloria“ ist beim ersten Durchlauf noch irgendwie schwerfällig und man findet den Zugang nicht sofort. Wenn man sich jedoch mit der Nummer erneut einlässt, greift sie einen doch. Die Stimme von Joachim Witt klingt wehklagend und verzweifelt und passt ganz hervorragend zu der Nummer.
Flotter kommt „Jetzt Geh“ daher. Der Track ist für gewisse Szenegänger durchaus tanzbar. Doch auch hier gilt: Fröhlichkeit sucht man vergebens. Und diese tiefe Depression und Melancholie zieht weiter seine Kreise. Songs wie „Tränen“, „Komm Nie Wieder Zurück“, „Blut“ oder „Leichtsinn“ (eine gekonnte Tango-Nummer) verarbeiten die negativen Erfahrungen von Joachim Witt der letzten Jahren. Kritkpunkt ist an dieser Stelle, dass die Scheibe etwas eintönig geraten ist. Die Nummern haben häufig die gleiche Struktur und nur wenige Songs stechen heraus.
„Dom“ enthält neben anspruchsvollen Kompositionen und Texten auch schöne Streichelemente (Cello) und weibliche Gegenparts zu Joachim’s markanter Stimme. Fans von Joachim Witt werden mit dem Album ihre Freude haben. Aber auch Anhänger von UNHEILIG und Co. sollten „Dom“ unbedingt antesten. Denn hier war der Meister der düsteren Pop Musik tätig, der diesen Gruppen sicherlich Pate stand.
Kommentare
Sag Deine Meinung!