Jethro Tull - A Passion Play
Review
Nach dem übermächtigen “Thick As A Brick” war es sogar für eine extrem kreative Band wie JETHRO TULL schwer, dem Album einen adäquaten Nachfolger an die Seite zu stellen. Vielleicht hatte die Band um Querflötenvirtuose Ian Anderson während des Songwritings ähnliche Gedanken und “A Passion Play” ist deshalb sehr viel komplexer und schwerer zugänglich ausgefallen, was die Kritiker der Band auf den Plan rief. Dennoch gehört die Platte in jede Progressive-Rock-Sammlung und Chrysalis haben gut daran getan das Album als schickes Package (2 CD + 2 DVD) wieder zu veröffentlichen.
Für das Remixing von “A Passion Play” zeigt sich kein Geringerer als Steven Wilson verantwortlich, was wiederum einige Kritiker auf den Plan ruft, die ihm vorwerfen eben jenes Remixing verhunzt zu haben. Dazu kann ich leider keine Stellung beziehen, da ich die Originalplatte nicht besitze. Was ich hingegen beurteilen kann, ist die auf “A Passion Play” gebotene Musik, die JETHRO TULL natürlich auf höchstem Niveau zelebrieren. Ich stimme den Kritikern zu, dass das Album sehr schwer zugänglich ist. Eigentlich verbietet es sich generell JETHRO TULL ‘nebenbei’ zu hören, im Fall des 1973er Albums der Briten ist es hingegen völlig unmöglich. Zu zahlreich sind die Ideen der Band, zu vertrackt das Songwriting. Da dem Album (das ursprünglich aus lediglich zwei Tracks bestand) zudem die Orientierungspunkte in Form von wiederkehrenden Hooks fehlen, muss man das Album mit voller Konzentration hören. Man merkt der Platte an, unter welch schwierigen Umständen sie entstanden ist (schön im üppigen, lesenwerten Booklet zu finden), woraus sich – wenn man so will – einige lose Enden ergeben. Auf der anderen Seite strotzen Stücke wie “Critique Oblique”, “The Silver Chord” oder “Overseer Overture” vor Kreativität und der charismatischen Stimme von Ian Anderson kann man sich sowieso kaum entziehen. Im Endeffekt muss sich hier jeder Prog-Rock-Liebhaber selbst ein Bild von “A Passion Play” machen. Die Scheibe ist garantiert nicht so schlecht, wie sie damals von vielen Kritikern geredet wurde, und der Erfolg (u.a. Platz 1 der US-Charts) gab der Band letztlich recht. Was unter dem Strich bleibt, ist ein ambitioniertes Album, das hier und da kompositorisch wohl etwas über das Ziel hinaus schießt, und dennoch ein wunderbares Progressive-Rock-Album ist. An den Vorgänger kommt es leider trotzdem nicht heran.
Der Clou dieses Packages besteht aber zweifellos in den hier erstmals komplett enthaltenen “The Château D’Hérouville Sessions”, die sich auf der zweiten CD befinden. Auch hier gibt es progressiven Rock der Extraklasse zu hören, wobei Songs wie “Left Right” um einiges härter als die Stücke von “A Passion Play” aus den Boxen kommen. Die beiden beiliegenden DVDs enthalten jeweils Remixe der CDs in 5.1 Surround Sound, sowie im Fall von DVD 1 einige Live-Clips der 1973er Tour. Chrysalis haben also erneut ein wirklich wertiges Paket geschnürt, das keinen Progressive-Rock-Fan enttäuschen dürfte.
Jethro Tull - A Passion Play
Band | |
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Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Progressive Rock |
Anzahl Songs | 30 |
Spieldauer | |
Release | |
Label | Chrysalis |
Trackliste | A Passion Play: 01. LifeBeats/Prelude 02. The Silver Cord 03. Re-Assuring Tune 04. Memory Bank 05. Best Friends 06. Critique Oblique 07. Forest Dance #1 08. The Story Of The Hare Who Lost His Spectacles 09. Forest Dance #2 10. The Foot Of Our Stairs 11. Overseer Overture 12. Flight From Lucifer 13. 10:08 To Paddington 14. Magus Perdé 15. Epilogue The Château D'Hérouville Sessions: 01. The Big Top 02. Scenario 03. Audition 04. Skating Away On The Thin Ice Of The New Day 05. Sailor 06. No Rehearsal 07. Left Right 08. Only Solitaire 09. Critique Oblique (Part I) 10. Critique Oblique (Part II) 11. Animelee (1st Dance) 12. Animelee (2nd Dance) 13. Law Of The Bungle (PartI) 14. Tiger Torn 15. Law Of The Bungle (Part II) |