Jesusmartyr - The Black Waters

Review

Im Jahre 1994 gründeten ein paar Jungs eine Band names MARTYR. Das Ganze spielte sich wohlgemerkt in Argentinien ab, es soll hier nicht um die gleichnamigen Deather aus Kanada gehen. Es wurden zwei Demos aufgenommen, die der Band schon ein wenig Beachtung brachten, und ein Album ließ nicht lange auf sich warten. Aber zuerst entschloß man sich zu einem Namenswechsel – JESUSMARTYR erblickte 1997 das Licht der Welt. Es folgte „Sudamerican Porno“, der erste Langspieler der Formation, und ein Vertrag mit Repulse Records.

Ausgedehnte Touren, ein unveröffentlichtes und ein veröffentlichtes Album und einige Line-up-Wechsel später sind wir schliesslich in der Gegenwart angelangt. Das neue und dritte Album der Südamerikaner ist bereit, auf die Menschheit losgelassen zu werden. Es hört auf den klangvollen Namen „The Black Waters“. Den letzten Schliff verpasste Peter “Ziggy” Siegfredsen dem guten Stück in Dänemark in den ZigZound-Studios; er durfte auch schon bei Bands wie ILL DISPOSED oder HATESPHERE Hand an deren Songs legen.

Für die Veröffentlichung zeichnen die Niederländer von Rusty Cage Records verantwortlich, mit denen man vor kurzem einen Vertrag abgeschlossen hat. Aber nun genug der Fakten, es wird Zeit, in die dunklen Wasser einzutauchen.

Los geht es sehr ruhig und melodisch – der erste Song der Platte ist gar keiner, ein Instrumental-Intro erklingt aus den Boxen. Man fragt sich, wie es wohl danach weitergeht, es könnte jetzt fast alles kommen. Und dann, ohne Pause, ohne Vorwarnung sozusagen, geht es richtig heftig los. „Moonvalley“ kommt richtig schön schnell daher, energiegeladen, und vor allem äußerst groovig. Der Gesang ist nicht schlecht, aber auch nicht herausragend, und stellenweise droht er ziemlich in seichte Standardgefilde abzudriften. Die ersten zwei, drei Durchläufe fand ich den Song richtig gut, aber danach stellt sich leider auch schon schleichende Langweile ein. Irgendwie ist die Songstruktur zu durchschaubar, zu wenig einfallreich und überraschend, zu sehr an gängigen Mustern orientiert. Man kommt schnell an einen Punkt, wo man sich dabei ertappt, daß man gar nicht mehr richtig zuhört, weil das was da aus den Lautsprechern tönt nicht wirklich zu fesseln vermag.

Die folgenden drei Songs verstreichen ohne wirkliche Höhepunkte, ganz nett, könnte man sagen, aber nicht mehr. Das sehr kurze „High At The Holy City“ ragt dann wieder etwas heraus; zu den bereits bekannten Elementen gesellt sich hier etwas frischer Wind in Gesang und Gitarre. Auch das folgende „Hecatomb“ ist nicht übel, im Midtempo angesiedelt, nicht ganz so geradlinige Struktur, und auch hier sind die Vocals mal etwas spannender.

Danach wird in „Masses Want Dead“ wieder fröhlich weitergeknüppelt, und allem Mangel an Einfällen zum Trotz: das heftige Geprügel macht schon Spaß. Überhaupt wird es in der zweiten Hälfte des Albums etwas besser, bei mir stellt sich hier doch hie und da so etwas wie Begeisterung ein – gerade der Titelsong beispielsweise braucht sich nicht zu verstecken.

Dennoch – in gewisser Weise steht der Eindruck, den „Moonvalley“, der erste richtige Song des Albums, hinterläßt, stellvertretend für das gesamte Werk der Argentinier. Man ist im ersten Moment begeistert von der fetten Soundwand, die die Rhythmusfraktion hier zustande bringt, vom Tempo und der zwar etwas glattproduzierten aber dennoch vorhandenen Aggressivität. Man fühlt sich durchaus etwas in oldschooligen Thrashgefilden, aber nicht nur, das Gewand, sprich die Produktion, ist gut und modern; Einsprengsel von Hardcore sind genauso vorhanden wie Elemente aus der Metalcore-Richtung, und von Zeit zu Zeit schauen alte Bekannte wie SLAYER um die Ecke. Aber schon bald beginnt man, den Gesang zu eintönig zu finden, und die Songs fangen an, wie leicht unterschiedliche Ausgaben von ein und demselben Schema F zu klingen. Da ist zu wenig Tiefe und Abwechslung, um wirklich dauerhaft zu fesseln und zu interessieren.

Man mag nun einwenden, dass Tiefe und Abwechslung überbewertet werden, und daß es Songs gibt, die wunderbar ohne auskommen und dennoch großartig sind. Dem kann ich nicht einmal widersprechen, dennoch findet sich kein solcher auf „The Black Waters“. Es fehlen die Hooklines, die sich in den Gehörgängen festsetzen, es fehlt vielleicht der Mut zu mehr Experiment und Eigenständigkeit – der vielzitierte Funke springt nicht über.

Im Fazit macht das sechs Punkte für mich, leicht über Durchschnitt wegen dem fetten Sound, ein paar netten Songs und weil die Herren das, was sie da machen, schon ganz ordentlich tun, wenn auch noch so einiges zum großen Wurf fehlt.

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12.10.2008

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