Die im Jahre 2006 erschiene EP „Silver“ war nach dem ersten, selbst betitelten Album eine art Vorgeschmack auf den nächsten Longplayer. Der eingeschlagene Weg wurde natürlich konsequent eingehalten und erneut eine schwer depressive Klangwelt erschaffen, die förmlich vor Emotionsausbrüchen strotzt. Ich weiß zwar nicht, was Justin Broadrick schon alles mitmachen musste, aber solche Musik schreibt niemand, der rundum glücklich in seinem Leben ist. Hier spielen scheinbar Psychopharmaka und andere, vermutlich unerlaubte Substanzen eine große Rolle.
Zur Materie. Der Titeltrack „Silver“ knüpft genau dort an, wo das erste Album endete. Ted Parsons‘ (Ex-SWANS, Ex-PRONG) langsames, maschinell wirkendes Drumming, die ausufernd schweren Gitarrenwände und die traurig-melodischen Gitarren-Leads des Herrn Broadrick, Diarmuid Daltons grollender Bass und eine sanfte Untermalung durch Keyboards erschaffen eine Mischung aus relaxter Endzeitstimmung und verzweifelter Euthanasie. Hinzu kommt Justins verhaltener, trauriger Gesang, der fast eher ein Sprechen ist und gibt dem Lied den endgültigen Tiefgang. Der Hörer bekommt durch die zweitweilig schwebenden Klänge die Möglichkeit, in eine andere Welt abzudriften.
Der zweite Track „Star“ reißt einen vorerst aus diesem Konzept heraus, beginnt er doch mit eher treibendem Drumming. Spätestens mit Einsetzen des leicht mit Hall unterlegten klaren Gesangs werden dann eindeutig Erinnerungen an vergangene GODFLESH-Zeiten wach, auch wenn die Aggression des Fleisch Gottes bei „Star“ nicht wirklich enthalten ist. In der Mitte des Stückes findet dann ein Taktwechsel statt und die Drums spielen zum selben Songmuster einen langsamen Beat, der dem Stück eine gelungene Wende beschert.
„Wolves“ kehrt danach exakt dorthin zurück, wo das Titelstück endete. Tonnenschwere und depressiv langsame Melodien, viel Hall, schleppendes Drumming und eine Menge Psycho in den Saiten.
Den Abschluss bildet „Dead Eyes“, eine Instrumentalnummer, die außer ein paar extrem elektronisch verfremdete Worte keinen richtigen Gesang benötigt. Soundspielereien, Drum Machine (die auch, außer bei „Silver“, in den anderen Stücken eingesetzt wird), tief brummender Bass und (sehr GODFLESH-mäßige) Gitarren-Riffs kommen zum Einsatz und veredeln mit „Dead Eyes“ den perfekten Abschluss dieser EP.
Wer JESU mag, kommt an diesem Vier-Tracker definitiv nicht vorbei, bzw. sollte daran nicht vorbei sehen, denn hier dürfte kein Auge trocken bleiben. Intensität pur.
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