Jesters Tears - Illusion

Review

Galerie mit 11 Bildern: Jester's Tears - Headbangers Open Air 2022

Urlaub – Sonne – Strand – Metal… Naja, zumindest die ersteren Begriffe assoziiere ich sofort beim Konsumieren dieses Erstlingswerks. Das venezianische Gondelknarren stimmt einen zielsicher auf den insgesamt sehr mediteran anmutenden musikalischen Ausdruck der fünf Münchner ein; der Einsatz eines meist träumerisch klimpernden Klaviers tut sein Übriges. So weit, so gut – dann jedoch folgt leider nicht viel mehr als gewöhnlicher Powermetal, in diesem Falle mal mit spanisch-griechischem Flair. Erarbeitet man sich gleich mal den ersten Chorus-Text, fühlt man sich doch leicht ins Schlagerhafte eingetaucht: „Whenever you regret your lies / I’ll be close to you / Whenever you will face the truth / I’ll be there“. Jester’s Tears lassen nichts anbrennen, von der in Promos beinahe obligatorisch beweihräucherten „Progressivität der Band“ ist hier nicht viel zu spüren, geboten wird Schubidu-Powermetal, Marke „ganz lieb“. Der Chor viel zu laut, die Gitarren powermetallisch mal wieder nur während des übertriebenen Werkel-Solos zu hören. Schade – gute Ansätze sind allemal zu entdecken, wie eben ein gutes Gespür für zwar typische, dennoch markige und schöne Melodien, die Chöre kommen meiner Meinung ebenfalls nach zu den exakt richtigen Zeitpunkten zur Geltung – und auch an der Beherrschung der Instrumente sollte es nicht scheitern. Das Potenzial im Allgemeinen scheint gegeben – auf dieser Scheibe jedoch klingt dies alles wesentlich zu lieb, zu la-la, nicht zuletzt ein Resultat der absolut schlaffen Produktion. Als Anspieltipp wäre „The Things That You’ve Done“ zu nennen, eine wunderbare Hookline, nach dem zweiten Mal schon mitzusingen, die Komposition ist druckvoll – doch der Mix der Instrumente kann einem den unbeschwerten Hörgenuss schon vergällen: Wo bitte ist die Gitarre geblieben in einem solchen Song? Ansatzweise (z.B. in „Unspoken Words“) kann die Band auch schon mal solide wirken – Wenn man jedoch tatsächlich der schier unendlichen Masse gewöhnlicher Powermetal-Bands entsteigen wollte, sollte man in diesem Falle a) sich einen waschechten Produzenten anlachen und b) vielleicht den eingeschlagenen Weg des Mediteranen als durchaus interessantes Markenzeichen vertiefen.

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27.04.2001

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