Jess And The Ancient Ones - The Horse And Other Weird Tales

Review

Weniger ist mehr: Nach diesem Grundsatz haben JESS AND THE ANCIENT ONES ihr Line-up abgespeckt, und von den ursprünglich drei Gitarristen blieb mit Thomas Corpse letztlich nur noch einer übrig. Das hört man „The Horse And Other Weird Tales“ an, und das ist gut so. War das Vorgängeralbum „Second Psychedelic Coming“ nämlich in den Strukturen zu undurchdringlich, zu zerfahren, herrscht auf „The Horse“ eine neue Aufgeräumtheit und Leichtigkeit.

JESS AND THE ANCIENT ONES haben ihr Line-up abgespeckt

Man höre nur den Opener „Death Is The Doors“, um den neuen Sound zu begreifen: Statt einer Gitarrenwand ergänzen sich Gitarre und die leicht tropfenden Keyboards, der beschwingte Refrain wiederum steht für besagte Leichtigkeit. Frontfrau Jess führt mit ihrem Gesang durch den Song, der übrigens nur wenige Wiederholungen enthält. Man höre beispielsweise das kurze „Minotaure“, bei dem in zweieinhalb Minuten alles gesagt ist, ohne dass man dem Stück die Kürze anmerken würde – es passiert eben doch einiges.

Nicht geändert hat sich die psychedelische Ausrichtung: „The Horse And Other Weird Tales“ ist ein farbiger Trip, und wenn die Songs „Return To Hallucinate“ oder „(Here Comes) The Rainbow Mouth“ heißen, ist genau das drin, was die Titel versprechen. Mehr noch: Die instrumentale Umsetzung ist einmal mehr absolut gediegen, auch wenn sich die eigentlich souveräne Jess ein paar Schlampigkeiten erlaubt. Aber: Das hier ist Psychedelic Rock und keine Gesangsstunde, und da muss man eben damit rechnen, dass auch bei den Aufnahmen das Kräuterpfeifchen kreist.

„The Horse And Other Weird Tales“ enthält absolut grandiose Songs

Das Wichtigste ist aber, dass „The Horse And Other Weird Tales“ absolut grandiose Songs enthält, von denen keiner abfällt – egal ob das jetzt das kurze „Your Exploding Head“ ist oder das lange, schwere „Anyway The Minds Flow“, das mit seinen knapp acht Minuten zu den längsten Tracks zählt. Für mich ist „The Horse And Other Weird Tales“ das bislang beste Album von JESS AND THE ANCIENT ONES – abgesehen von den starken Stücken gerade wegen der vorgenommenen Änderungen im Sound. Wegen mir muss es demnach nicht zurück zum Okkultrock vergangener Tage gehen, aber wie man die Finnen kennt, wird die Reise sowieso in anderer Richtung fortgesetzt werden. Es bleibt also weiterhin spannend.

25.10.2018

- Dreaming in Red -

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