Jeff Loomis - Zero Order Phase

Review

Wer sich ein bisschen mit der Materie auskennt muss ihn kennen. JEFF LOOMIS, einer der begnadetsten Gitarristen unserer Zeit, der sich neben seiner Hauptband NEVERMORE nun auch die Zeit genommen hat, um es einigen seinen Bandkollegen gleichzutun und sich selbst in Stein zu meißeln, oder besser gesagt in Plastik. ”Zero Order Phase“ heißt das gute Stück und beinhaltet so ziemlich alles, was man auf einer Gitarre mit reinem Gewissen veranstalten kann!
Das ist auch direkt das Stichwort. Es geht hier in erster Linie um das Saiteninstrument, neben Bass, Drums und Keyboards. Was man vergebens sucht, ist jemand der singt. Es handelt sich ausschließlich um ein instrumentales Album des langhaarigen Zeitgenossen.

Noch eins vorne weg, bereits nach Bruchteilen einer Sekunde beim Anspielen des ersten Songs liegt eins auf der Hand, gute Mann ist mitunter für die Musik seiner Hauptband verantwortlich! Wer NEVERMORE mag, wird JEFF LOOMIS‘ Soloalbum lieben. Progressives Geschreddere bis hin zu typisch emotional geladenen Passage lassen keinen Wunsch offen. Titel der Marke ”Shouting At A Funeral“ oder ”Opulent Maelstrom“ verwirren zwar ein wenig, doch wer hinhört, wird gefesselt sein, ob dem schier unglaublichen Können des Solisten. Mit ”Azure Haze“ driftet er in ruhigere Gefilde ab und ich muss zugeben, dass es mir beinahe schon eine Gänsehaut über den Buckel jagt. Mehr Energie geht in diesem Sektor beinahe nicht mehr.

Noch vor der Veröffentlichung der Scheibe Ende dieses Monats hat er ”Jato Unit“ bereits als Stream auf seiner Myspace-Seite bereitgestellt und es ist jedem selbst überlassen sich ein Bild zu verschaffen. Bei eben diesem Track duelliert er sich mit Ron Jarzombek von WATCHTOWER, eins weiter bei ”Race Against Desaster“ ist es dann Pat O`Brian von CANNIBAL CORPSE, welcher die Welt in Schutt und Asche legt. Den beiden Stücken voraus steuern Michael Menring, ein begnadeter Jazzer und Neil Kernon, der die ganze Geschichte auch produziert hat, ihren Part zu
”Cashmere Shiv“ bei, einem musikalischen Erguss, der einfach alles vereint, für was JEFF LOOMIS steht.

Letztlich ist genau das für mich der Punkt, an dem er, für meinen Geschmack etwas zu viel in den Topf wirft. Doch verdammt will ich sein, wenn ich wegen diesem einem Punkt das Ganze außer Acht lasse. Wie hat ein Marketing-Professor von mir mal behauptet, man muss sich auf die Meta-Ebene begeben, um ein Bild als Ganzes zu sehen. Und genau das mache ich jetzt.

Die restlichen Songs, wie ”Devil Theory“ oder auch ”Miles Of Machines“ schießen Dich nochmal aus der Meta-Ebene per One-Way-Ticket in ein anderes Sonnensystem, bevor du bei ”Departure“ auf sanften Schwingen davongetragen wirst, in Richtung ”Repeat-Taste“ an der Anlage. Es bleibt an sich nicht viel zu sagen, außer dass ich trotz der offensichtlichen Affinität zu NEVERMORE, was für ein Zufall, von Jeffs Album mehr als nur entzückt bin. Musikalische Größe in Verbindung mit scheinbar endloser Kreativität und absoluter Virtuosität, die ihres Gleichen sucht. Instrumentalisten und auch alle anderen aufgepasst, sowas gibt es nicht alle Tage. Grandios.

10.08.2008
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