Jarboe - Mahakali

Review

JARBOE war stets eine Künstlerin im wahrsten Sinne des Wortes. Sie verwandelt Töne und Klänge in eigenwillige Musik, die ihre mitunter etwas abstrakte Art sich auszudrücken vorzüglich widerspiegelt und wiedergibt. JARBOEs Musik benötigt keine stets fließenden Beats oder eingängige Rhythmen, geschweige denn gängige Song-Strukturen, die auf regulären Normen und Mustern basieren. Ihre Musik besteht aus Leidenschaft und tatsächlicher, eigenwilliger künstlerischer Verwirklichung, einem Zeugnis von hohem Wert.

Die Ex-SWANS-Sängerin kennt bei der Gestaltung ihr Klangmanifeste keine stilistischen Grenzen und bedient sich eigennützig und trotzdem völlig ohne Absicht an der kompletten Palette des Möglichen. Sie benutzt einfach das was sie benötigt um sich auszudrücken und kümmert sich dabei überhaupt nicht darum, ob das Resultat in diese oder jene Schublade passt. JARBOE ist JARBOE und gehört in keine Sparte. Egal ob es nun (Dark) Ambient ist, Rock, Metal, Folk, Gothic oder sonstwas, Die Musik JARBOEs darf, sollte und kann man generell nur und ausschließlich, wenn überhaupt, als Avantgarde bezeichnen, einem Ausdruck, der für diese besondere Art Kunst steht, die sich nicht konkret in bestimmte Worte festhalten lässt.

„Mahakali“ ist einmal mehr die Essenz expressiver Musik geworden, ohne dabei jedoch unangenehm aufdringlich oder penetrant zu wirken. Auch nach nunmehr 12 Soloalben hat die Musik von JARBOE nichts von ihrem Reiz eingebüßt; das Gegenteil ist sogar der Fall: Ihre eigenwillige Kunst überzeugt!

„Mahakali“ wirkt düster und betäubend zugleich, wie eine Gottheit, die dich mit ihren Gesängen einlullt und einnimmt. „Mahakali“ wirkt zudem bedrohlich, im Gegensatz jedoch ebenso ängstlich und höchst sensibel; und „Mahakali“ klingt weiblich rein und ist dennoch mit einer schwer bedrückenden Note versehen, die tiefe Narben erahnen lässt und schwarze Abgründe beschreibt.

Wäre JARBOE eine Malerin, wäre sie nicht eine dieser stupiden, minimalistischen Exzentrikerinnen, die meinen, ein kleiner blauer Punkt auf einer riesigen weißen Leinwand wäre ein großes, tiefgründiges Kunstwerk. Ihre Musik wäre vielmehr wie eine riesige Freske, die so viele detailverliebte Feinheiten besitzt, dass man tagelang drauf schauen könnte und trotzdem immer wieder etwas neues entdecken würde.

Unterstützung bekam sie dieses Mal von Phil Anselmo (Ex-PANTERA, DOWN), Attila Csihar (MAYHEM), Josh Graham (NEUROSIS, RED SPAROWES), Vinnie Signorelli (UNSANE, Ex-SWANS) und Kevin Hufnagel (DYSRHYTHMIA), die jedoch alle eher eine Rolle am Rande einnehmen und dem Bild JARBOEs lediglich etwas kräftigere Farbtiefe verleihen und ihre Kunst ergänzen, als sie zu dominieren.

Ein Album für die besondere Stunde, in der man bereit ist, sich voll und ganz den Klängen hinzugeben und zu öffnen und nicht Gefahr läuft, durch Ablenkung vom Weg ab zu geraten. „Mahakali“ erfordert höchste Aufmerksamkeit, denn diese Musik ist dazu geschaffen intensiv gehört zu werden, alles andere wäre ein Frevel und würde die Wirkung des Albums definitiv verfehlen.

29.10.2008

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